Der Göttervater Zeus schleuderte sie der Sage nach beeindruckend weit über den Himmel – doch welche Distanzen können Blitze tatsächlich überbrücken und wie lange dauern die längsten Entladungen? Offenbar sind erstaunliche Ausmaße möglich, geht aus Satellitendaten hervor: Der längste bekannte Blitz zuckte der Weltwetterorganisation WMO zufolge über 709 Kilometer weit über den Himmel Brasiliens. Und was die Dauer betrifft, hat Argentinien einen Rekordhalter zu bieten: Dort hielt eine Entladung mehr als 16 Sekunden an.
Grell zucken sie aus den Gewitterwolken, gefolgt von einem Donnerschlag: Für die Energie der Blitze sorgen Luftturbulenzen, die starke Ladungsdifferenzen zwischen bestimmten Bereichen von Gewitterwolken verursachen. Überschreiten sie einen bestimmten Schwellenwert, kommt es zu einer plötzlichen Entladung, bei der so viel Strom fließt, dass der Blitzkanal grell aufleuchtet und sich durch die Hitzeentwicklung explosionsartig ausdehnt. Die Blitze können dabei nicht nur von der Wolke in die Erdoberfläche einschlagen, sondern auch zwischen Gewitterwolken zucken.
Mega-Blitze im Visier
Blitze lassen sich heutzutage am besten durch den Blick aus dem All untersuchen: Mithilfe moderner Wettersatelliten können Meteorologen die Entladungen und ihre Merkmale detailliert erfassen. Untersuchungen haben bereits verdeutlicht, dass es global betrachtet in Südamerika besonders heftig kracht. Im Rahmen einer Studie sind die Forscher um Randall Cerveny von Arizona State University dann auch gezielt den Rekordhaltern unter den Blitzen in den Daten von vier modernen Satelliten nachgegangen.
Ihre Recherche ergab: Der längste Blitz zuckte am 31. Oktober 2018 über den Süden Brasiliens. Er überbrückte dabei eine horizontale Distanz von 709,8 Kilometern. Das entspricht etwa der Strecke vom Süden Englands bis an die Schweizer Grenze.
Der aktuelle Rekordhalter bei der Blitzdauer ereignete sich am 4. März 2019 über dem Norden Argentiniens, berichten die Wissenschaftler: Sein Blitzkanal glühte für 16,73 Sekunden.
„Dies sind erstaunliche Werte für Einzelblitz-Ereignisse. Solche Extreme zeigen eindrucksvoll, wozu die Natur fähig ist“, sagt Cerveny. „Es ist jedoch wahrscheinlich, dass sogar noch spektakulärere Blitze existieren. Wir werden diese beobachten können, wenn die Blitzsensoren noch besser werden“, sagt der Wissenschaftler.
Quelle: World Meteorological Organization (WMO)