Der Mond hat der Erde vor etwa vier Milliarden Jahren die Seite zugewandt, die heute von ihr wegweist. Das haben Mark Wieczorek und Matthieu Le Feuvre vom Institut für Geophysik in Paris bei einer Untersuchung von Einschlagkratern herausgefunden. Diese Rückseite des Mondes kennen Nicht-Astronauten heute höchstens von Satellitenfotos. Grund für die Neuausrichtung war nach Einschätzung der Forscher ein Asteroideneinschlag.
In der Zeit, in der sich der Mond einmal um sich selbst dreht, umrundet er die Erde auch genau einmal. Deshalb wendet er der Erde stets dieselbe Hälfte zu. Dadurch liegt auch immer dieselbe Hälfte in Richtung seiner Umlaufbahn um die Erde. Auf dieser Seite müssten daher ein Drittel mehr durchs All driftende Felsbrocken einschlagen als auf der anderen ? so wie die Frontscheibe eines fahrenden Autos mehr Regen abbekommt als das Heck, argumentieren die Forscher. Dementsprechend müssten auch die Mondkrater verteilt sein. Das stimmt jedoch nur für die jüngeren Krater, die zahlreicheren alten Krater häufen sich dagegen eher am Heck, wie die Wissenschaftler nun entdeckten.
Die Forscher nutzten Daten von 46 bekannten Kratern. Die Reihenfolge, in der sich das Gestein schichtet, das bei den Einschlägen herausgesprengt wurde, dokumentiert, welche Krater zuerst entstanden sind. Aus Gesteinsuntersuchungen schließen die Forscher, dass der Mond seine halbe Pirouette vor über 3,9 Milliarden Jahren vollzogen hat. Sie vermuten, dass er von einem großen Asteroiden getroffen wurde, was seine Rotation so veränderte, dass er sich im Lauf von mehreren zehntausend Jahren schließlich in die heutige Position drehte.
New Scientist, 24. Januar, S. 14 ddp/wissenschaft.de ? Martin Rötzschke