Aufgrund globaler Kohlendioxidmessungen schätzt man, dass die Weltmeere der Atmosphäre pro Jahr etwa zwei Milliarden Tonnen Kohlenstoff in Form von Kohlendioxid entziehen. Dadurch mildern sie den vom Menschen verursachten Anteil des Treibhauseffektes um etwa ein Drittel. Doch zur Vorhersage der zukünftigen Klimaentwicklung benötigen die Forscher eine genauere Aufschlüsselung der Daten. In der Fachzeitschrift Nature (Bd. 420, S. 379) fassen Paul del Giorgio von der Universität Montreal im kanadischen Quebec und sein Kollege Carlos Duarte den aktuellen Wissensstand zusammen.
Obwohl die oben genannte Differenz zwischen dem von den Weltmeeren aufgenommenem Kohlenstoff und dem wieder abgegebenem Kohlenstoff vergleichsweise gut bekannt ist, so sind es die beiden Einzelwerte nicht. Del Giorgio und Duarte geben für den Wert des von den Meereslebewesen als Kohlendioxid ausgeatmeten Kohlenstoffs als untere Schranke 55,8 Milliarden Tonnen pro Jahr an und als obere Schranke 76,1 Milliarden Tonnen. Demgegenüber steht eine Kohlenstoffaufnahme zwischen 50,9 und 86,5 Milliarden Tonnen. Immerhin liegt die Differenz aus den Mittelwerten von 66 beziehungsweise 68,7 Milliarden Tonnen in der Größenordnung des tatsächlichen Wertes.
Für die Vorhersage der zukünftigen Klimaentwicklung benötigen die Klimaforscher aber die Einzelwerte, da nicht zu erwarten ist, dass das Verhältnis zwischen Kohlenstoffaufnahme und -abgabe bei steigender Temperatur konstant bleibt. So weiß man beispielsweise, dass in den subtropischen Ozeanen die Kohlenstoffabgabe überwiegt.
Auf die Notwendigkeit, die Forschung auf diesem Gebiet zu intensivieren, hat vor kurzem der Klimabeirat der Vereinten Nationen hingewiesen: “Die gegenwärtigen Ozean-Klimamodelle werden durch das fehlende Wissen um die biologischen Aktivitäten und ihre zeitliche und räumliche Verteilung in den Weltmeeren stark beschränkt.”
Axel Tillemans