Fische bewegen sich hauptsächlich mit den Vorderflossen fort. Bei den Landwirbeltieren, ihren Nachfahren, tun dagegen vor allem die hinteren Extremitäten die Arbeit. Der Übergang vom Front- zum Heckantrieb durchlief eine Phase, bei der sich die Tiere ähnlich bewegten wie ein heutiger Wanderwels. Das belegt ein 360 Jahre altes Fossil aus Lettland, das Catherine Boisvert von der Universität Uppsala in der Zeitschrift Nature beschreibt.
Als die ersten Wirbeltiere das Wasser verließen, musste das Skelett an einigen Stellen massiv umgebaut werden: Der Schädelknochen trennte sich vom Schultergürtel, die Hüfte musste einen großen Teil des Körpergewichts tragen, Oberschenkel und Oberarme verlängerten sich, Zehen wurden neu entwickelt. Erste primitive Vierfüßer wie
Acanthostega oder das Amphibium
Ichthyostega, die wahrscheinlich noch den größten Teil ihres Lebens im Wasser verbrachten, hatten den Umbau vom Front- zum Heckantrieb bereits vollzogen. Übergangsformen waren bislang nicht bekannt.
Boisvert untersuchte nun ein bereits 1972 gefundenes Fossil des 360 Millionen Jahre alten Panderichthys, einem urtümlichen Quastenflosser, bei dem der Hüftbereich und die Schwanzflosse gut erhalten sind. Die Forscherin stellte fest, dass die Brustflossen des Tieres bereits weitgehend zu Beinen umgebaut waren. Die weiter hinten liegenden Bauchflossen, aus denen bei den Vierbeinern die Hinterbeine wurden, tragen dagegen noch fischähnliche Merkmale. Boisvert schließt, dass Panderichthys eine Übergangsform zwischen Fischen und ersten Vierfüßern war und sich sehr eigenartig bewegt haben muss: Wahrscheinlich schlängelte sich das Tier über den Boden oder durch flaches Wasser, wobei es jeweils eine Vorderflosse wie einen Anker benutzte, um sich am Boden festzuhalten.
Catherine Boisvert: “The pelvic fin and girdle of Panderichthys and the origin of tetrapod locomotion”, Nature 438, S. 1145 Ute Kehse