Begann die Zeit mit dem Urknall und davor herrschte ein unbegreifliches „Nichts“? In der Februar-Ausgabe befasst sich bild der wissenschaft erneut mit einem der spannendsten sowie kniffligsten Themen der Kosmologie. Demnach kommen immer mehr Wissenschaftler mit unterschiedlichen Ansätzen und Erklärungsmodellen zu dem Schluss, dass der Urknall nicht der Anfang von allem war.
Wir hinterfragen und wollen wissen – seit Urzeiten richtet sich die Neugier des Menschen dabei bekanntlich auch auf die Grundlagen allen Seins: Was stand am Anfang, was war davor und wie geht es weiter? Neben mystisch-religiösen Vorstellungen versuchen bereits seit der Antike Menschen Erklärungsansätze zu diesen kniffligen Fragen zu entwickeln, die auf Logik basieren. Mittlerweile hat sich dabei der Urknall zum Zentrum der Vorstellungen vom Ursprung unseres Universums entwickelt. Nach wie vor bereitet das Thema den Kosmologen allerdings Kopfzerbrechen. Denn es halten sich hartnäckige Unklarheiten: Gab es wirklich einen einmaligen Startpunkt der Zeit? Oder existierte schon „etwas“ vor dem Urknall? Von diesen Fragen handelt das aktuelle Titelthema.
Im ersten Teilartikel „Am Rand der Raumzeit“ beleuchtet der bdw-Astronomie-Experte Rüdiger Vaas zunächst die Grundlagen der Vorstellungen von einem Urknall und wie es zu den derzeitigen Modellen kam. Bestimmte Spuren verwiesen dabei auf ein zentrales Ereignis. Albert Einstein erkannte darin bereits kosmologischen Sprengstoff: Ein Weltanfang – eine Singularität – warf knifflige Fragen im Rahmen seiner Relativitätstheorie und vieler grundlegender Vorstellungen auf. Wie Vaas erklärt, muss mindestens eine der drei Annahmen falsch sein, auf denen die Singularitätstheoreme basieren, um den Beginn unseres Universums logisch zu erklären. Er berichtet, wie Wissenschaftler mit dem widersprüchlichen Thema umgehen und welche Ideen sie dazu entwickeln.
Vielleicht gibt es eine geheimnisvolle Ewigkeit
Anschließend befasst sich Vaas im Artikel „Urprall statt Urknall?“ mit einer tiefer reichenden Vorstellung zur Entstehung des Weltalls: Es könnte aus dem Kollaps eines Vorgänger-Universums entstanden sein, sagen heute viele Kosmologen. Ein entsprechender Urschwung könnte dabei auch die ominöse Singularität ersetzen. Auch für die dazu nötige “Rückprallkraft” gibt es mehrere Erklärungsversuche, berichtet der Autor. Informationen aus einer Zeit vor dem Urknall scheinen aber wohl nicht zugänglich zu sein. Über die Merkmale des möglichen Vorgänger-Universums lässt sich daher nur spekulieren. Vielleicht herrschten damals ganz andere Naturgesetze oder turbulente Quantenfluktuationen, sodass nicht einmal eine klassische Raumzeit existierte.
Abgerundet wird das dreiteilige Titelthema von einem Perspektivwechsel: vom Blick in die Vergangenheit in die Zukunft des Weltalls. Im Artikel „Im Ring der Zeit“ rückt Vaas die Frage ins Zentrum, ob die ferne Zukunft auch wieder zurück zu einem Urknall führt. Im Rahmen der Allgemeinen Relativitätstheorie erscheint es möglich, dass es temporal geschlossene Universen gibt, in denen sich gewissermaßen alles unendlich oft wiederholt. Offenbar sind auch weitere, skurril anmutende Szenarien denkbar: Sogenannte Phantomenergie könnte demnach einmal alles zerreißen. Sie könnte auch Wurmlöcher aufblähen, sodass eines davon unser Universum verschlingt und in einem anderen wieder ausspuckt – oder aber es in die eigene Vergangenheit zurückversetzt.
Die Artikel des Titelthemas „Vor dem Urknall“ können Sie im Rahmen eines bdw+ Abonnements online lesen, oder Sie finden sie in der Februar-Ausgabe von bild der wissenschaft, die ab dem 17. Januar im Handel erhältlich ist.