Ein britisch-japanisches Forscherteam hat eine hervorragende Methode entwickelt, Pulverschnee-Lawinen zu simulieren: Sie ließen mehr als eine halbe Million Tischtennisbälle eine Skischanze herunterrollen. Die leichten Plastikkugeln verhalten sich dabei ähnlich wie die trockenen Schneepartikel bei einem echten Pulverschneeabgang und können so bei der Erforschung dieser gefährlichsten Lawinenform helfen. Das berichtet der Online-Dienst des Wissenschaftsmagazins New Scientist (6. Februar).
Es sei sehr schwierig gewesen, ein Material zu finden, das genau die gleichen Eigenschaften wie Pulverschnee habe, schreiben Jim McElwaine von der
Universität in Cambridge und Kouichi Nishimura von der
Hokkaido-Universität. Während einer Pulverschnee-Lawine steigt ein großer Teil der Schneeteilchen in die Luft auf und fliegt vor der eigentlichen Masse her. Dadurch kann die Lawine viel weitere Wege zurücklegen, was sie sehr viel schwerer vorhersagbar macht als andere. Tischtennisbälle sind so leicht, dass sie sich ebenfalls in die Luft erheben, wenn eine große Menge von ihnen in Bewegung gerät.
McElwaines und Nishimuras künstliche Lawine bestand aus 550.000 Tischtennisbällen, die eine Sprungschanze herunterrollten. Die Forscher nahmen mit Kameras und Luftdrucksensoren die Bewegungen der Bälle auf und entwickelten daraus ein mathematisches Modell, das das Verhalten von Pulverschnee vorhersagen soll. Zur Überraschung der Wissenschaftler war das Modell viel einfacher, als sie erwartet hatten: “Wir waren verblüfft, dass ein solch komplexes Phänomen mit einer so einfachen Theorie erklärt werden kann.” Die beiden Forscher führen nun Experimente mit echtem Pulverschnee durch, um zu überprüfen, wie gut das Modell die Lawinen tatsächlich vorhersagen kann.
ddp/bdw ? Ilka Lehnen-Beyel