Auch über die Entstehung der tiefen Rinnen am Äquator schweigen sich die Planetenforscher noch aus. “Wir hatten nicht mit einer derart komplexen Geologie gerechnet?, wundert sich Jaumann. Bei der Entstehung von Vesta müssen enorme Kräfte im Spiel gewesen sein. ?Die Höhenunterschiede von bis zu 20 Kilometern, die Vielfalt der Einschlagskrater, die Täler und Canyons, die Vesta umspannen und die großen Helligkeitsunterschied des Oberflächenmaterials sprechen für eine gewaltige Dynamik”, sagt Jaumann.
Vesta ist mit einem Durchmesser von 500 Kilometern das zweitgrößte Mitglied des Asteroidengürtels. Planetenforscher vermuten, dass der zerfurchte Asteroid eine Art vergessener Planeten-Embryo ist ? ein Überbleibsel aus den ersten Tagen des Sonnensystems vor 4,56 Milliarden Jahren. ?Auf der Erde sind alle Spuren aus der Frühzeit des Sonnensystem verschwunden, die Entstehung des Mondes reicht nicht so weit zurück, und der Mars ist schon zu verwittert, um Rückschlüsse zu ziehen?, sagt Jaumann. ?Vesta aber bietet uns den Schlüssel zum diesem Wissen.?
Die Planetenforscher nutzen die Daten der ersten Monate nun, um 3D-Modelle und topografische Karten von Vesta herzustellen. Der Nullmeridian verläuft demnach durch einen kleinen Krater namens ?Claudia?. Auch alle anderen Krater sollen demnächst Namen bekommen. Vorbilder sollen die jungfräulichen Priesterinnen der römischen Göttin Vesta, die Vestalinnen, und andere berühmte römische Frauen werden. Nach einem Jahr in der Umlaufbahn wird Dawn Vesta wieder verlassen und zum Asteroiden Ceres weiterreisen, einem weiteren Relikt aus der Jugend des Sonnensystems.