Bereits seit 30 Jahren fragen sich Wissenschaftler, welcher Vulkan für das „Jahr ohne Sommer” und die Spuren in den Eisbohrkernen verantwortlich gewesen sein könnte. Den Hinweisen zufolge hat es sich um einen der stärksten Vulkanausbrüche der letzten 7.000 Jahre gehandelt. Es wurde dabei beispielsweise zehn mal mehr Schwefel in die Atmosphäre abgegeben als beim Ausbruch des Krakatau im Jahre 1883. Als mögliche Kandidaten wurden bereits drei Vulkane gehandelt: der Okataina (Neuseeland), der El Chichón (Mexiko) und der Quilotoa (Ecuador). Doch keine Eruption dieser Vulkane schien zu dem vermuteten Ausmaß, den geochemischen Eigenschaften der Ablagerungen und der zeitlichen Einordnung zu passen.
Eine Untersuchung des Vulkans Samalas ergab nun hingegen in all diesen Punkten ein plausibles Bild, berichten die Forscher um Franck Lavigne vom von der Université Paris. Der Vulkan Samalas ist Teil des Rinjani Vulkan-Massivs, das den Norden der Insel Lombok dominiert. Eine 8,5 Kilometer breite und 800 Meter tiefe Caldera kündet heute noch von der explosiven Vergangenheit dieser Bergformation. Wann genau hier eine Eruption stattgefunden hat, war bisher aber unklar.
Die Forscher berichten nun allerdings von einer historischen Quelle, die das Ereignis offenbar beschreibt. Es handelt sich um einen Text in alt-javanesischer Sprache, der auf Palmblättern niedergeschrieben wurde. Er wird als „Babad Lombok” bezeichnet. Darin ist die Rede von einem gewaltigen Vulkanausbruch und Aschestürmen auf Lombok, welche die Dörfer und die Hauptstadt Pamatan verschlangen. Die zeitlichen Angaben des Textes lassen zumindest den Schluss zu, dass die Eruption vor dem Ende des 13. Jahrhunderts stattgefunden haben muss. Diese historische Quelle repräsentiert eines der Argumente der Forscher für ihre Theorie, dass der indonesische Vulkan die mysteriöse Eruption verursacht hat.
Lombok versank in Glut und Asche – mit globalem Effekt
Im Rahmen ihrer Studie führten die Forscher außerdem umfassende Gutachten der geografischen Eigenschaften des Gebiets durch. Anhand dieser Informationen entwickelten sie Modelle dazu, welches Ausmaß der Vulkanausbruch wohl gehabt haben muss. Ihrem Urteil zufolge war er gewaltig: Wahrscheinlich wurden über 40 Kubikkilometer Material ausgeworfen und Feststoff-Gas-Gemische, sogenannte Pyroklastische Ströme, donnerten 25 Kilometer weit ins Land. Außerdem wurde bei der Explosion vermutlich Asche bis in eine Höhe von 43 Kilometern geschleudert. Ein Ausbruch solchen Ausmaßes passt gut zu dem historistisch belegten Klimaeffekt und den Ablagerungen des Jahres 1257/1258.
Zudem stimmen die geochemischen Eigenschaften der Glaskristalle in der Asche auf Lombok mit den Ablagerungen in den Eisbohrkernen aus Grönland und der Antarktis weitgehend überein, ergaben die Vergleiche der Forscher. Abgerundet wird das Bild darüber hinaus durch die Radiokarbon-Datierung von Holzkohle, die von der Katastrophe übriggeblieben ist. Sie weist ebenfalls auf eine Eruption Mitte des 13. Jahrhunderts hin.
Den Forschern zufolge könnten die Ergebnisse nun nicht nur für Geologen und Klimaforscher spannend sein, sondern auch für Archäologen: Vielleicht wartet die Hauptstadt des einstigen Königreichs Lombok irgendwo auf der Insel auf ihre Entdeckung. Dieses mögliche „Pompeji des fernen Ostens” könnte einzigartige Einblicke in die Geschichte Indonesiens gewähren, meinen die Wissenschaftler.