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Von Sandstürmen zur Eiszeit

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Von Sandstürmen zur Eiszeit
Die letzte Eiszeit begann in Europa mit einer verheerenden, 468 Jahre andauernden Trockenzeit. Als die Eem-Warmzeit vor 118.000 Jahren endete, sanken nicht nur die Temperaturen, sondern der Niederschlag blieb ebenfalls aus. Waldbrände und Staubstürme dezimierten die Mischwälder, die damals in der Eifel wuchsen, berichten Forscher um Frank Sirocko von der Universität Mainz in der Zeitschrift Nature.

Die Paläoklimaforscher untersuchten bis zu 140.000 Jahre alte Ablagerungen in 30 ausgetrockneten Maaren in der Westeifel. In den wenig mehr als ein Kilometer im Durchmesser großen Vulkankratern hatten sich in früherer Zeit bis zu 150 Meter tiefe Seen gebildet, in denen sich Jahr für Jahr Schlammschichten ablagerten. Die Seesedimente sind ein einzigartiges Klimaarchiv: Die Dicke der Schichten, die Menge der enthaltenen Kohlepartikel und der Pollen verschiedener Baumarten gaben den Forschern Aufschluss darüber, wie sich das Klima beim Übergang von der nur 10.000 Jahre andauernden Eem-Warmzeit zur letzten Eiszeit entwickelte.

Das Bild, das die Forscher erhielten, ist dramatisch: Demnach endete die Warmzeit innerhalb von nur 20 Jahren. Die Mischwälder aus Eichen, Erlen, Hainbuchen und Linden wichen binnen hundert Jahren einer offenen Graslandschaft. Nach knapp 500 Jahren endete der Spuk so schnell, wie er gekommen war, und die Bäume kehrten zurück. Die Ursache für die Kältewelle, so vermuten Sirocko und Kollegen, war eine Verlagerung der warmen Atlantik-Strömungen, die vorher Wärme und Feuchtigkeit nach Europa transportiert hatten, nach Süden. Nach einem knappen halben Jahrtausend drangen die Strömungen wieder weiter nach Norden vor, aber nicht so weit wie während der Warmzeit. Die Mischwälder konnten sich danach noch etwa 8000 Jahre, bis zum nächsten Kältepuls, in der Eifel halten. Danach breitete sich karge Tundra-Vegetation aus.

Wie die Forscher schreiben, sank die Sonneneinstrahlung vor 118.00 Jahren offenbar unter eine kritische Grenze, bei der das Klimasystem in den Eiszeit-Zustand kippte. Diese Schwelle liege nur wenige Watt pro Quadratmeter unter dem heutigen Wert. Während der nächsten 4000 Jahre befinde sich die Erde in einem fragilen Zustand, schreiben die Forscher um Sirocko. Man könne nur hoffen, dass die erwarteten Klimaextreme des heutigen Zeitalters nicht dazu führen, dass die Schwelle zur Eiszeit erneut überschritten werde.

Frank Sirocko et al.: Nature, Bd. 436, S. 833, doi:10:1038/nature03905

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