Amerikanische und französische Astronomen haben hunderte Schwarze Löcher in den Zentren weit entfernter Galaxien entdeckt. Die massiven Gravitationsmonster liegen hinter dem Staubschleier der Galaxien verborgen und konnten nur durch den kombinierten Blick zweier Weltraumteleskope identifiziert werden. Sie sind viele Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt ? das jetzt von den Weltraumteleskopen empfangene Licht wurde aus ihrer Umgebung abgestrahlt, als das Universum erst 2,5 bis 4,5 Milliarden Jahre alt war. Aus den Beobachtungsdaten rechnen Emanuele Daddi von der Universität Paris Diderot und seine Kollegen hoch, dass im frühen Universum hunderte Millionen Schwarzer Löcher zusammen mit den Galaxien entstanden sein müssen.
Die Astronomen hatten schon damit gerechnet, dass die bisher bekannten Schwarzen Löcher sozusagen nur die Spitze des Eisbergs sind. Daher suchten Daddi und seine Kollegen mit dem
Spitzer-Weltraumteleskop und dem
Chandra-Röntgensatelliten gezielt in den Zentren von Galaxien nach sogenannten
Quasaren. Diese senden hochenergetische Strahlung aus und umschließen ein schwarze Loch mit einem reifenförmigen Gasnebel. Der Nebel füttert das Gravitationsmonster mit Materie und schirmt es nach außen gegen neugierige Astronomen ab. Mit dem Infrarot-Weltraumteleskop Spitzer und dem Röntgensatelliten gelang es Daddi jedoch, rund 200 Quasare als ein Versteck Schwarzer Löcher zu identifizieren.
Mit der Entdeckung der Schwarzen Löcher im Zentrum von jungen Sternsystemen müssen die Forscher ihre Theorien zur Galaxienentwicklung überarbeiten. Bislang gingen sie davon aus, dass Quasare durch Kollisionen von Sternsystemen entstehen. Doch die beobachteten Galaxien mit den neu entdeckten Quasaren samt ihrer schwarzen Löcher sind zu jung für solche infernalischen Prozesse. Die Forscher nehmen an, dass in der frühen Entwicklungsphase des Universums in fast jeder großen Galaxie ein Schwarzes Loch entstand.
Mitteilung der Nasa ddp/wissenschaft.de ? Martin Schäfer