Wissenschaftler haben in China erstmals einen gefiederten Dinosaurier mit vier Flügeln gefunden. Microraptor gui besaß nicht nur Federn an den vorderen, sondern auch an den hinteren Gliedmaßen und am Schwanz, berichten Xin Xu und seine Kollegen in der Zeitschrift “Nature” (Bd. 421, S. 335). Mithilfe ihrer vier Flügel und des Schwanzes konnten die Urtiere von Baum zu Baum segeln, vermutet der Paläontologe. Dieser Fund könnte Aufschluss darüber geben, wie sich aus in Bäumen lebenden Dinosauriern im Lauf der Zeit flugfähige Vögel entwickelten.
Die Dinosaurierart, die vor etwa 130 Millionen Jahren lebte, war nur knapp einen Meter lang. Die Wissenschaftler vom Institut für Wirbeltier-Paläontologie in Peking nehmen an, dass die Tiere ihre Gliedmaßen ähnlich wie die heutigen Flughörnchen für kurze Segelflüge nutzten.
Die Theorie, dass sich Vögel aus bestimmten Dinosaurierarten entwickelt haben, wird inzwischen weithin akzeptiert. Es gibt eine Reihe von Fossilienfunden, die das belegen. Bisher nahmen die meisten Spezialisten allerdings an, dass die Vögel sich aus am Boden lebenden Dinosauriern entwickelt haben. Die Funde der Arbeitsgruppe um Xin Xu belegen dagegen erstmals eine ältere Theorie, nach der die Vorfahren der Vögel auf Bäumen lebten.
Die Federn des Microraptor gui sind ähnlich wie bei modernen Vögeln angelegt und besitzen damit die aerodynamischen Eigenschaften, die zum Fliegen notwendig sind. Die Federn hätten sich im Lauf der Evolution an den hinteren Gliedmaßen zurückgebildet, nehmen die Wissenschaftler an. Aus den vorderen Gliedmaßen entwickelten sich die zum Fliegen benutzten Flügel der späteren Vögel.
ddp/bdw – Christine Amrhein