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Spiral-Säge im Maul

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Spiral-Säge im Maul
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© Ray Troll
Viele kuriose Wesen haben im Laufe der Erdgeschichte die Bühne der Evolution betreten. Die Fische aus der Gattung der Helicoprion hatten in diesem Zusammenhang eine besonders seltsame Eigenschaft zu bieten: Ihr Maul war mit einer mysteriösen sägeartigen Struktur ausgerüstet, die zu einer Spirale aufgerollt war. US-Forscher haben nun neue Informationen über diese 270 Millionen Jahre alten Kreaturen und ihr bizarres Werkzeug gewonnen.

Seit über einem Jahrhundert bereiteten die Vertreter der Helicoprion Wissenschaftlern Kopfzerbrechen, denn lange waren allein die seltsamen Zahn-Rollen dieser Urzeit-Fische bekannt, Spuren von anderen Körperteilen der Knorpelfische waren dagegen kaum erhalten geblieben. So war unklar, wo am Körper sich diese ungewöhnliche Struktur überhaupt befand und welchem Zweck sie diente. Es gab dazu allerdings bereits eine Reihe von Spekulationen: Saß die Spiral-Säge vielleicht am Schwanz, am Maul oder gar an der Rückenflosse? Lockten die Tiere damit möglicherweise die schwimmenden schneckenförmigen Ammoniten an oder war es ein Spezialgebiss zum Zermalmen von Muschelschalen?

Erst mit dem Fund eines vergleichsweise gut erhaltenen Fossils aus Idaho kam etwas mehr Licht in das Mysterium. Es umfasste neben der Spiralform zumindest ein paar Teile des restlichen Körpers. Die bisherigen Untersuchungen hatten schon darauf hingedeutet, dass die aufgerollte Säge in Verbindung mit dem Kiefer der Tiere stand. Nun haben US-Forscher um Leif Tapanila von der Idaho State University das Fossil erneut mittels Computertomographie genau untersucht. Durch die dreidimensionalen Aufnahmen konnten sie die Eigenschaften von Helicoprion nun weit detaillierter aufdecken als zuvor.

Spiral-Säge zerkleinerte vermutlich Tintenfische

“Wir wissen jetzt genau, wie diese Zahnrolle in das Tier eingebaut war: Sie war mit dem Unterkiefer verbunden und saß im hinteren Teil des Rachens nahe am Kiefergelenk“, sagt Tapanila. „Wir konnten damit Vermutungen widerlegen, dass sie sich vorn am Kiefer des Tieres befand“. Demnach setzten die Fische ihre Spiralsäge vermutlich nicht als ausfahrbare Jagdhilfe ein, sondern zermahlten damit eher ihre Beute, wenn sie sie schon im Maul hatten. Die Kieferbewegungen bewirkten eine Rollbewegung der Säge und sorgten für eine effektive Zerkleinern. Auf diese Weise mampften die Tiere vermutlich eher weiche Beutetiere wie Tintenfische als hartschalige Lebewesen, sagen die Forscher.

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Die Strukturen, die in Kombination mit der Zahn-Rolle erhalten geblieben sind, legten den Forschern zufolge auch nahe, dass es sich bei Helicoprion nicht – wie lange vermutet – um haiartige Fische gehandelt hat, sondern dass sie eher mit den heutigen Vertretern der sogenannten Seekatzen verwandt waren. Sie bilden eine eigene Unterklasse innerhalb der Knorpelfische, die sich von den Haien abgrenzt. Die neuen Untersuchungsergebnisse machen es jetzt auch möglich, genauere Rekonstruktionen von Helicoprion zu entwickeln. Das Idaho Museum of Natural History plant deshalb, eine Nachbildung eines etwa vier Meter langen Helicoprion anzufertigen und noch in diesem Sommer in einer Ausstellung zu präsentieren.

Leif Tapanila (Idaho State University) et al. Royal Society – Biology Letters, doi: 10.1098/rsbl.2013.0057 © wissenschaft.de – Martin Vieweg
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