Tatsächlich hatte Rahmstorf während einer Pressekonferenz am Rande einer Amsterdamer Klimakonferenz auf das gerade im Fachmagazin Nature (Band 411, Seiten 927-930) veröffentlichte Ergebnis eines anderen Forscherteams hingewiesen. Bogi Hansen vom Faroese Fisheries Laboratory und seine Kollegen hatten theoretische Berechnungen zum Wasserdurchfluss durch den zwischen Island und Großbritannien gelegenen Faröbank-Kanal durchgeführt. Durch diesen Kanal fließt etwa ein Drittel des ins Nordmeer geströmten warmen Atlantikwassers nach seiner Abkühlung zurück in den Atlantik.
Aufgrund indirekter Überlegungen kommt Hansen zu dem Schluss, dass dieser Rückfluss seit 1950 um 20 Prozent abgenommen hat. Rahmstorf hält die Argumentation des Teams um Hansen zwar für plausibel, weist aber nachdrücklich darauf hin, dass es sich erstens nur um indirekte Schlussfolgerungen handelt und dass es zweitens nicht den Golfstrom selbst, sondern nur seinen Rückfluss und von diesem wiederum nur ein Drittel betrifft. Hansen selbst weist darauf hin, dass eine Schlussfolgerung auf den Golfstrom selbst nur unter der Annahme möglich wäre, dass der im Faröbank-Kanal verminderte Rückfluss nicht an anderer Stelle durch eine Verstärkung des Rückflusses wieder ausgeglichen wird.
Rahmstorf vergleicht die Erforschung mancher Klimarisiken mit der Untersuchung der Absturzgefahren bei einem Flugzeug. Zu einigen Szenarien wie beispielsweise dem Schmelzen des Westantarktischen Eisschildes sagte er auf der Amsterdamer Pressekonferenz: “Niemand glaubt, dass diese Dinge sehr wahrscheinlich sind. Aber wir müssen solche Risiken dennoch berücksichtigen, wenn wir Klimapolitik machen.”
Die ursprüngliche Meldung des bdw-Newstickers finden sie hier. Die Originalpressemeldung des New Scientist finden sie hier.