Wenn Sterne in die Jahre kommen, treten die Zeichen des Alters unerbittlich zutage. Doch Forscher um Carl Melis von der University of California in Los Angeles entdeckten nun zwei Sonnen mittleren Alters, die sich in einen für junge Sterne typischen Aufzug hüllen: Beide sind von dichten Scheiben aus Staub und Gas umgeben, aus denen sich Planeten bilden können, berichtete Melis auf der Tagung der American Astronomical Society in Austin.
Bei den beiden merkwürdigen Sternen handelt es sich um die Himmelskörper BP Piscium im Sternbild Fische und TYCHO 4144 329 2 im Sternbild Großer Wagen. Ihre genaue Entfernung von der Erde ist unbekannt. “Es sind Sterne mit Eigenschaften, wie wir sie nie zuvor gesehen haben”, sagte Benjamin Zuckerman von der University of California, der an der Studie beteiligt war. Die Forscher beobachteten, dass die Sterne Materie aus der Staubscheibe anlagern ? sich also quasi noch im Wachstum befinden. Außerdem senden sie ungewöhnlich viel infrarotes Licht aus und schießen Gasstrahlen ins All.
“Das sind alles typische Eigenschaften von sehr jungen Sternen”, berichtet Melis. “Also haben wir erwartet, dass die Sterne tatsächlich jung sind.” Diese Erwartung erfüllte sich allerdings nicht: Als die Forscher das Licht der beiden Sonnen genauer analysierten, stellte sich heraus, dass der Anteil des leichten Elements Lithium für einen jugendlichen Stern viel zu niedrig war. “Der Lithium-Anteil passte besser zu einem älteren Stern”, sagt Melis. Auch andere spektrale Eigenschaften waren typisch für ältere Sterne.
Wie die Scheiben entstanden sind, bleibt unklar. Die Forscher spekulieren, dass die beiden Sonnen früher einen kleineren Begleiter hatten, der aus unbekannten Gründen zerstört wurde. Die zweite Jugend der beiden Sterne könnte einen ungewöhnlichen Nebeneffekt haben: Sie könnten zum zweiten Mal Eltern werden ? die Staubscheiben sind eine ideale Umgebung, um eine zweite Generation von Planeten zu erzeugen.
Carl Melis (University of California in Los Angeles): Vortrag auf der Tagung der American Astronomical Society, Austin (Texas) Ute Kehse