Der NASA hat die Meldung jedenfalls Auftrieb gegeben: Um die Finanzierung ihrer nächsten Mars-Missionen, die auch nach Lebensspuren suchen sollen, muß sie jetzt nicht mehr kämpfen. (s. bdw-Highlight “Aufbruch zum Mars”)
Spektakulär war im Frühjahr 1996 die Erscheinung von Hyakutake. Für die Amateur-Astronomen war der Komet eine wahre Wonne: Hell und hoch stand er am Himmel, mit prächtigem Schweif. Es gibt ungezählte Bilder von ihm, aufgenommen von einfachen Kameras bis zu großen Spiegelteleskopen.
Für die professionellen Astronomen hat er ein neues himmlisches Fragezeichen gesetzt: Erstmals wurde bei einem Kometen Röntgenstrahlung entdeckt. Auskunft über deren Quelle erhoffen sich die Forscher von dem Kometen Hale-Bopp, der gerade im Anflug auf die Erde ist und im nächsten Frühjahr noch heller werden soll als Hyakutake.
Weniger spektakulär, aber nicht minder wichtig war die Entdeckung von Planeten bei anderen Sonnen. Aus dem winzigen Hin- und Herschwingen einiger Sterne schlossen die Astronomen auf die Existenz von Planeten, von denen sie Umlaufzeit, Abstand und Masse berechneten. Auch wenn bisher erst acht fremde Sterne als planetenbestückt identifiziert sind: Sie stützen die Hypothese, daß Planetensysteme keine Ausnahme, sondern eher die Regel sind (s. bdw-Highlight “Expedition durch unsere kosmische Heimat”).
Darüber hinaus prägten viele kleine Forschungsschritte vorwärts die Astronomie in diesem Jahr – von unserer kosmischen Heimat bis in die Tiefen des Alls:
– Die Sonde Galileo erreichte ihr Ziel – Jupiter und seine Monde. Insbesondere von Ganymed und Europa funkte sie Bilder zur Erde, die von den Planetologen noch ausgewertet werden müssen. Ende des Jahres soll die Sonde wieder an Europa vorbeifliegen und Nahaufnahmen machen.
– SOHO startete Ende 1995 und wird in diesem Jahr die ersten Bilder von der Sonne liefern. Das Raumschiff hat den Feuerball Tag und Nacht in verschiedenen Spektralbereichen im Visier und tastet die Temperaturen in der Sonnenatmosphäre ab.
– Steckbrieflich gesucht wird nach wie vor der Große Attraktor – eine Massenansammlung, die in ihrem Schwerkraftsog Hunderte von Galaxien durchs All reißt, auch unsere Milchstraße. Nun scheinen die Astronomen diesem Giganten auf der Fährte zu sein: Der Galaxienhaufen Abell 3627 in 300 Millionen Lichtjahren Entfernung könnte das Zentrum des geheimnisvollen Großen Attraktors sein.
Auch 1996 ging die Diskussion um Urknall und dunkle Materie weiter. Eine neue Variante hat sich hinzugesellt: die “kosmologische Konstante”, die Einstein zunächst in seine Gleichungen einführte und später wieder verwarf. Jetzt feiert diese Konstante ein Comeback (s. bdw-Highlight “Streit um Einsteins Konstante”). Sie könnte das Alter der Welt auf über 30 Milliarden Jahre dehnen – weit mehr, als die Astronomen brauchen, um selbst die ältesten Sternhaufen des Alls unterzubringen.