Cronopio (benannt nach bizarren Romanfiguren des argentinischen Autors Julio Cortázar) gehörte zu einer Gruppe von Säugetieren, die in der Kreidezeit weit verbreitet und eng mit dem letzten gemeinsamen Vorfahr der beiden modernen Säugetier-Gruppen – den Beuteltieren und den höheren Säugetieren, zu denen auch der Mensch zählt – verwandt war. Bislang war von dieser Gruppe, den Dryolestiden, noch kein Schädel gefunden worden, weshalb die Forscher wenig über die Verwandtschaftsverhältnisse sagen konnten. Sie stellten nun jedoch fest, dass Cronopio noch zahlreiche primitive Eigenschaften aufwies. Lediglich sein Mittelohr war schon wie das der modernen Säugetiere aufgebaut.
Insgesamt wies das mausgroße Tier eine ungewöhnliche Kombination von Eigenschaften auf: Seine Schnauze war extrem dünn, es besaß eine spezialisierte Kaumuskulatur und dazu die auffallend langen Eckzähne. Für die Forscher ist das bizarre Tier eine Bestätigung dafür, dass sich in Südamerika ganz andere Säugetiere entwickelten als auf den nördlichen Landmassen. “In den letzten Jahren ist klar geworden, dass die Südkontinente während des Zeitalters der Dinosaurier ihre eigenen endemischen Gruppen von Säugetieren beherbergten”, sagt Rich Cifelli. ?Die neuen Fossilien sind eine Art Rosetta-Stein, um den Stammbaum der frühen südamerikanischen Säugetiere zu verstehen.”
Südamerika war in der Kreidezeit nicht mit Nordamerika verbunden, wo sich damals bereits erste Beuteltiere und höhere Säugetiere ausbreiteten. In Südamerika tauchten diese beiden Gruppen, soweit man weiß, erst vor 64 Millionen Jahren auf, als es kurzzeitig eine Landbrücke zwischen den beiden Kontinenten gab.