Amerikanische Astronomen haben eine spektakuläre Verfinsterung eines Schwarzen Lochs beobachtet: In die Sichtlinie zwischen Erde und dem sechzig Millionen Lichtjahre entfernten Gravitationsmonster im Zentrum der Galaxie NGC 1365 schob sich eine vorüberziehende Gaswolke und blockierte die Strahlung des Schwarzen Lochs ? ähnlich wie bei einer Sonnenfinsternis, wenn der Mond in die Sichtlinie Erde-Sonne tritt. Aus der Finsternis konnten die Astronomen um Guido Risaliti vom Harvard-Smithsonian-Zentrum für Astrophysik erstmals die Größe der Materiescheibe um das Schwarze Loch genauer bestimmen – sie hat einen Durchmesser vom Siebenfachen der Sonne-Erde-Distanz.
Schwarze Löcher senden selbst kein Licht aus. Durch ihre große Anziehungskraft fangen sie jedoch Materie in ihrer Umgebung in einer scheibenförmigen Struktur ein, die auf viele Millionen Grad Celsius aufgeheizt wird und dadurch Röntgenstrahlen abgibt. Allerdings ist diese glühende Gasscheibe zu klein, um ihre Abmessung von der Erde aus zu bestimmen. Die Forscher beobachteten daher mit dem in einer Erdumlaufbahn befindlichen Röntgenteleskop
Chandra das Schwarze Loch im Zentrum der Galaxie NGC 1365 in dem günstigen Moment, als eine Gaswolke darüber hinwegzog und die Sicht zur Materiescheibe blockierte. Aus den Schwankungen in den empfangenen Röntgenstrahlen konnten sie den Durchmesser der Materiescheibe auf sieben Sonne-Erde-Distanzen berechnen.
Damit ist die Materiescheibe nur etwa zehnmal größer als der so genannte Ereignishorizont des Schwarzen Lochs. Darunter verstehen Forscher das eigentliche Maul des Gravitationsmonsters, das Materie auf Nimmerwiedersehen einsaugt. Das Ergebnis stimmt gut mit theoretischen Überlegungen überein, berichten die Forscher. Die Galaxie NGC 1365 ist eine Spiralgalaxie am Südhimmel im Sternbild Fornax und enthält ein supermassives Schwarzes Loch. Schwarze Löcher aus dieser Klasse sind Millionen bis Milliarden Sonnenmassen schwer.
Mitteilung der Nasa ddp/wissenschaft.de ? Martin Schäfer