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Schwankender Kreisel im All

Astronomie|Physik

Schwankender Kreisel im All
Wissenschaftler haben einen Neutronenstern beobachtet, der wie ein angestoßener Kreisel durchs All taumelt. Der RXJ0720.4-3125 genannte Stern rotiert schnell um seine eigene Achse und schwankt dabei hin und her. Der Himmelskörper hat diesen ungewöhnlichen Drall wohl bereits bei seiner Entstehung erhalten, vermuten die Astrophysiker. Bislang galten Neutronensterne als sehr stabile Kreisel.

Neutronensterne sind Überbleibsel von so genannten Supernova-Explosionen. Bei dieser Himmelserscheinung explodiert ein Stern am Ende seiner Lebensdauer mit einer solchen Gewalt, dass er kurzzeitig so hell strahlt wie eine ganze Galaxie. Der Kern dieses ursprünglichen Sterns bleibt dann als Neutronenstern zurück, ein Himmelskörper, der für astronomische Begriffe winzig klein ist: Der Durchmesser von Neutronensternen beträgt im Schnitt nur etwa zwanzig Kilometer, die Masse entspricht jedoch dem bis zu 3-fachen der Sonnenmasse. Die Dichte eines Neutronensterns ist also extrem hoch.

Allen Neutronensternen gemein ist, dass sie um ihre eigene Achse rotieren. Bisher gingen Astrophysiker davon aus, dass diese Rotation sehr stabil und gleichförmig ist. Doch nun beobachteten die Wissenschaftler um Frank Haberl in dem rund 1.000 Lichtjahre entfernten Neutronenstern RXJ0720.4-3125 ein unerwartetes Schwanken des von dem Himmelskörper ausgesandten Röntgenlichts: In den vergangenen Jahren war das Spektrum dieser energiereichen Strahlung zunächst angestiegen und dann wieder gesunken.

Eigentlich würde eine solche Schwankung auf eine Veränderung der Oberflächentemperatur des Neutronensterns hinweisen. Doch dass sich diese Temperatur tatsächlich innerhalb weniger Jahre so stark verändern kann, halten die Wissenschaftler für unwahrscheinlich. Die Forscher glauben vielmehr, dass sich die Lage des Sterns im Raum verändert und der Himmelskörper ihnen daher einmal heißere und dann wieder kühlere Regionen seiner Oberfläche zuwendet. Warum der kosmische Kreisel jedoch ins Taumeln geraten ist, darüber können Haberl und seine Kollegen bisher nur spekulieren. Vermutlich habe ihm die Supernova, die ihn hervorgebracht hat, einen kleinen Schubs gegeben.

Mitteilung der Max-Planck-Gesellschaft ddp/wissenschaft.de ? Ulrich Dewald
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