“Wenn man ein Zehn-Meter-Teleskop mit einem Laser anstrahlt, kann man damit einen Lichtpuls erzeugen, der dreitausendmal heller ist als die Sonne, aber nur Bruchteile einer Sekunde dauert”, schreibt der Forscher vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn in einer Ausgabe des Wissenschaftsjournals “Nature” mit dem Schwerpunkt Astrobiologie. Solche extrem kurzen Signale würden bei herkömmlichen astronomischen Messungen mit längeren Belichtungszeiten nicht erfasst.
Die ersten Versuche laufen bereits: “Im nahe gelegenen Lick-Observatorium haben wir einen vergleichsweise billigen und einfachen Laser-Detektor auf das dortige Ein-Meter-Teleskop montiert”, erklärt der Präsident des Beirates des Seti-Instituts, Frank Drake. “Es ist voll funktionstüchtig, aber damit wir Erfolg haben, brauchen wir die Hilfe der Außerirdischen: Sie müssen ihre Botschaften in unsere Richtung schicken.” Doch darauf wollen sich die Seti-Foscher nicht verlassen. Der zweite Schwerpunkt des Aktionsplans ist ein eigenes Radioteleskop für das Seti-Institut. Der “Allen Telescope Array” benannt nach einem Hauptsponsor des privat finanzierten Instituts soll aus hunderten herkömmlicher Satellitenschüsseln bestehen, die zusammen eine Fläche von 10.000 Quadratmetern bilden. Auf diese Weise erhält das Seti-Institut ein relativ billiges Beobachtungsinstrument, das rund um die Uhr genutzt werden kann. “Im Augenblick leben wir von knappen Augenblicken geborgter Zeit auf anderen Teleskopen”, sagt Thomas Pierson. In zwei Jahren soll das Teleskop in den Bergen nordöstlich von San Francisco mit der Arbeit beginnen und bis zu eine Million nahe gelegener Sterne unter die Lupe nehmen. Der dritte Schwerpunkt des Aktionsplans ist noch ehrgeiziger: Die Forscher planen, den gesamten Himmel rund um die Uhr in einem breiten Band von Radiofrequenzen nach Signalen abzusuchen. “Im Augenblick ist das noch nicht möglich”, gesteht Seti-Forscher Thomas Pierson. “Die benötigte Rechenzeit wäre zu teuer.” Immerhin arbeiten Forscher an der Ohio-State-University schon daran, den Plan in die Tat umzusetzen. Auch an anderen Forschungsinstituten läuft die Suche nach den Brüdern von E. T. auf Hochtouren. Seit der heutige Präsident des Seti-Instituts Frank Drake am 8. April 1960 das Projekt Ozma startete, bei dem er zwei wenige Lichtjahre entfernte Sterne abhörte, gab es über 60 weitere Seti-Projekte. Mittlerweile helfen sogar 2,75 Millionen Internet-Nutzer bei der Suche nach außerirdischer Intelligenz. Sie stellen als Teilnehmer der SETI@home-Initiative freie Rechenzeit ihrer PCs zur Verfügung, um verdächtige Signale zu überprüfen. Dabei konzentrieren sich die Forscher auf Signale, die eine geringe Bandbreite haben. Während natürliche Krachmacher im Kosmos auf vielen Frequenzen gleichzeitig Lärm schlagen, sind Signale, die sich ähnlich wie ein irdischer Radiosender auf ein enges Frequenzband beschränken, aller Wahrscheinlichkeit nach künstlich. Dummerweise weiß auf der Erde niemand, welche Frequenz eine außerirdische Zivilisation bevorzugen könnte.
Am wahrscheinlichsten erschien den ersten Seti-Forschern die so genannte 21-Zentimeter-Linie, die neutrales Wasserstoffgas abgibt. Da Wasserstoff das häufigste Element im Kosmos ist, kennt jeder Radioastronom diese Frequenz “auch jeder außerirdische”, hofft das Seti-Institut. Die Frequenz liegt mitten im ruhigen Teil des Spektrums und ist deswegen gut zu empfangen. “Heutige Seti-Forscher haben jedoch die Qual der Wahl”, klagt der Bonner Wissenschaftler Thomas Wilson. “Mittlerweile sind zehntausende Spektrallinien von 115 interstellaren Molekülen bekannt. Das macht die Wahl der Wellenlänge kompliziert.” Warum sich noch niemand auf der Erde gemeldet hat, kann verschiedene Gründe haben. “Wirklich hochentwickelte Zivilisationen sind bestenfalls extrem selten”, schließt Wilson aus dem bislang negativen Ergebnis der Seti-Forschung. Der deutsche Seti-Experte Sebastian von Hoerner vermutet dagegen, dass die Außerirdischen kein Interesse an Kontakt mit den Menschen haben: “Würden sie uns allein an den Kriegs- und Terrorberichten der TV-Nachrichten messen, dürften wir uns über ihr Schweigen wohl kaum wundern.” Vielleicht geht es ihnen aber auch nicht anders als den Astronomen auf der Erde: Selbst vom nächsten Stern aus hätten Außerirdische Schwierigkeiten, die unbeabsichtigt ausgesandten Fernseh-, Radio- und Radarsignale von der Erde aufzuspüren, wenn sie die gleichen Instrumente wie irdische Seti-Forscher zur Verfügung hätten. Die einzige absichtlich ausgesandte Botschaft von der Erde an Wesen auf anderen Sternen brachte 1974 das riesige Arecibo-Teleskop auf den Weg. Sie dauerte drei Minuten.