Ob Wahrscheinlichkeitsrechnung, Ordnungspolitik oder Verbraucherverhalten – Glücksspiele liefern wertvolle Modelle für viele wissenschaftliche Fragen. Seit Kurzem ist die bundesweit erste „Forschungsstelle Glücksspiel” an der Universität Hohenheim mit von der Partie. Nach Sinn und Zweck dieser Forschung befragten wir den Leiter der Forschungsstelle, Tilmann Becker.
Aus welchem Grund ist diese Fakultät eingerichtet worden?
Die Forschung zum Glücksspiel hat in einigen Bereichen der Universität Hohenheim eine lange Tradition. Juristen beschäftigen sich mit den rechtlichen Fragen, Konsumforscher mit der Suchtproblematik und Mathematiker mit den Gewinnwahrscheinlichkeiten. Jetzt vereinigen wir erstmalig die Spezialisten aus den verschiedenen Disziplinen.
Welche Inhalte stehen bei den Untersuchungen im Vordergrund?
Es geht vor allem um Fragen von aktuellem politischen und ökonomischen Interesse. Diese reichen von der Bewertung der staatlichen Regulierung des Glücksspielmarkts über den Einsatz von Gewinnspielen in der Unternehmenskommunikation bis hin zur Untersuchung der Risiken und Gefahren des exzessiven Glücksspiels.
Was erhoffen Sie sich von der Forschung?
Risiko und Unsicherheit spielen nicht nur beim Glücksspiel eine wichtige Rolle: Die Erkenntnisse darüber können auch wertvolle Hinweise auf das Verbraucherverhalten liefern. So ist das Kaufverhalten bei gentechnisch veränderten Lebensmitteln sehr von Risikoangst geprägt, weil man sich vor unbekannten Nebenwirkungen fürchtet. Und das Kaufverhalten bei ökologisch erzeugten Lebensmitteln ist mit Unsicherheit behaftet, weil man nicht weiß, ob sie tatsächlich von einem Bio-Bauern stammen.