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Mond mit Make-up

Astronomie|Physik

Mond mit Make-up
Pockennarbig, von Kratern übersät, so sehen seine Brüder aus, doch Titan nicht. Der größte der insgesamt 62 Saturnmonde hat ein vergleichsweise glattes Gesicht, zeigen Aufnahmen der Raumsonde Cassini. Untersuchungen von Astronomen um Catherine Neish vom Goddard Space Flight Center der NASA in Maryland offenbaren nun, welches Geheimnis hinter der ebenmäßigen Haut Titans steckt. Die Konturen seiner Krater werden demnach durch feinen Sand aufgefüllt, den der Wind in der dichten Atmosphäre des Mondes verteilt.

Die Wissenschaftler nutzten für die Studie Radarbilder der US-Raumsonde Cassini, die mittlerweile rund 50 Prozent der Oberfläche Titans erfasst hat. Bei ihren Auswertungen zählten sie rund 60 Krater. Die anderen kleineren Saturnmonde besitzen dagegen Tausende von Einschlagskratern. Die Forscher verglichen die Strukturen Titans allerdings nicht mit denen seiner Brudermonde, sondern mit denjenigen des Jupitermondes Ganymed. Er ist nur geringfügig größer als Titan und eignet sich deshalb gut als Vergleichsobjekt.

Es zeigte sich, dass die Krater auf Titan im Durchschnitt mehrere Hundert Meter flacher sind als die ansonsten gleich großen Strukturen auf Ganymed. Das legt nahe, dass geologische Prozesse die Krater auf Titan aufgefüllt haben. Der Schlüsselfaktor dabei ist die Atmosphäre des Saturnmondes, sagen die Wissenschaftler, denn das ist der entscheidende Unterschied zu Ganymed.

Titan hat einen ganz besonderen Sand

Titan ist der einzige Mond im Sonnensystem, der von einer dichten Atmosphäre umgeben ist und auf dem es Seen und Meere gibt, die aber bei der durchschnittlichen Oberflächentemperatur von minus 180 Grad Celsius nicht aus Wasser bestehen. Es handelt sich dagegen um flüssiges Methan und weitere komplexe Kohlenwasserstoffe. Doch Methan ist nicht dauerhaft stabil: Ultraviolette Strahlung spaltet es auf. Die Partikel schließen sich wiederum zu festen Schwebeteilchen in der Atmosphäre zusammen und bilden die typische orangefarbene Dunstschicht des Titan. Im Laufe der Zeit werden die Teilchen dann so schwer, dass sie auf die Oberfläche herabsinken und schließlich einen “Sand” bilden. Dieser wird vom Wind über den ganzen Mond verteilt, so das Erklärungsmodell der Forscher.

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Eine andere Deutung der aufgefüllten Krater wäre die Abtragung durch fließendes Methan oder Ethan, ganz ähnlich wie bei der Erosion durch Wasser auf der Erde, räumen die Forscher ein. Allerdings würden die Krater dabei zunächst rasch aufgefüllt, sich dann aber kaum noch verändern. Somit müsste man viele teilweise aufgefüllte Krater auf Titan sehen, was aber nicht der Fall ist. Die Astronomen halten deshalb vom Wind verteilten Sand für die logischste Erklärung, warum auf der Oberfläche Titans so wenige Einschlagskrater zu erkennen sind.

Mitteilung der NASA © wissenschaft.de – Martin Vieweg
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