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Magma unter Santorin

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Magma unter Santorin
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20 GPS-Stationen auf der Urlaubsinsel Santorin überwachen die Aktivität der Caldera. © Georgia Tech/Andrew Newman
Erstmals seit 60 Jahren ist der Vulkan unter der griechischen Ferieninsel Santorin wieder aktiv. Seit Januar 2011 kommt es immer wieder zu schwachen Erdbeben. Außerdem dehnt sich die Magmakammer in vier Kilometern Tiefe aus, berichten Forscher um Andrew Newman. Nach Berechnungen des Teams sind im vergangenen Jahr insgesamt 14 Millionen Kubikmeter Magma in das Depot geströmt. Diese Menge reiche allerdings höchstens für kleinere Eruptionen, schreibt die Gruppe.

Die fünf Inseln von Santorin bilden den Rand eines riesigen, eingestürzten Kraters, einer sogenannten Caldera. Dieser Supervulkan ist seit etwa 600.000 Jahren aktiv. Die letzte größere Eruption ereignete sich im Jahr 1650 vor Christus. Damals kam es zu einer Serie von explosiven Ausbrüchen, bei denen der Vulkan insgesamt 40 bis 60 Kubikkilometer Vulkanasche ausspuckte. Das frühere Inselzentrum kollabierte, wobei Santorin seine heutige, ringförmige Gestalt annahm. Wahrscheinlich war der Vulkanausbruch für das Ende der minoischen Kultur auf der Nachbarinsel Kreta verantwortlich. Ein minoischer Hafen auf Santorin wurde unter einer 20 Meter dicken Aschelage begraben.

In den letzten 2.000 Jahren gab es auf Santorin nur einige kleinere Ausbrüche, bei denen die kleinen Inseln Palea und Nea Kameni entstanden. Um 1950 kam die vulkanische Aktivität ganz zum Erliegen, auch Erdbeben blieben aus. Doch seit dem 9. Januar 2011 ereigneten sich an einer Störung zwischen den neuen Inseln und der Hauptinsel Thira zahlreiche schwache Erdbeben. Ein Netz aus zehn Seismographen zeichnet die Unruhe in der Tiefe genauestens auf. Die Forscher um Newman errichteten bereits 2006 ein Netz aus GPS-Stationen auf den fünf Inseln. Wie sie nun berichten, stiegen die Stationen einige Zentimeter in die Höhe. Stationen auf gegenüberliegenden Seiten der Caldera entfernten sich zudem um 14 Zentimeter voneinander – ihre Bewegung ähnelt damit einem aufgehenden Hefekloß.

Anhand der Daten rechneten die Forscher aus, dass etwa 14 Millionen Kubikmeter Magma in die Magmakammer unter der Caldera eingedrungen sein müssen. Das entspricht etwa 400.000 Lkw-Ladungen. Eine akute Eruptionsgefahr besteht den Forschern zufolge aber wohl nicht. Auch andere Supervulkane auf der Erde zeigen ein ähnliches Verhalten, ohne auszubrechen.

Die jetzt neu hinzugekommene Magmamenge entspricht etwa 0,03 Prozent dessen, was bei der minoischen Eruption 1650 vor Christus aus dem Vulkan hervorbrach. Falls es demnächst doch zu einer Eruption kommen sollte, dann sei eher mit kleineren Ereignissen zu rechnen, schreiben Newman und seine Kollegen. Sie warnen jedoch vor Erdbeben und Aschewolken. Die steilen, fast senkrechten Klippen von Santorin könnten durch schwere Erschütterungen ins Rutschen kommen. Ausbrüche unter Wasser könnten lokale Tsunamis auslösen.

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Andrew Newman (Georgia Institute of Technology, Atlanta) et al.: Geophysical Research Letters, Bd. 39, L06309, doi:10.1029/2012GL051286 © wissenschaft.de – Ute Kehse
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