Einer künftigen Mission zum Mars könnte von einer bisher wenig beachteten Seite Gefahr drohen: von der Infektion der Astronauten durch Bakterien. Darauf haben Immunologen aus Frankreich und Luxemburg in einer Studie hingewiesen. Das Immunsystem von Astronauten in den Raumstationen sei geschwächt und Bakterien könnten sich in der Schwerelosigkeit schneller vermehren, begründen die Forscher ihre Warnung.
Jean-Pol Frippiat und seine Kollegen hatten für ihre Studie Untersuchungen ausgewertet, nach denen die Bedingungen eines Raumflugs das Immunsystem von Tieren wie Menschen merklich schwächen. Zudem hatten Tests gezeigt, dass sich in der Schwerelosigkeit Salmonellen, Staphylokokken und andere Bakterien schneller vermehren und sie sich so in kürzerer Zeit weiter ausbreiten können. Auch ist die sogenannte Virulenz dieser Erreger größer ? also die Fähigkeit, im Fall einer Infektion beim Menschen Krankheiten auszulösen.
Auf weiteren Raumflügen oder längeren Aufenthalten im All bestehe daher für die Astronauten ein großes Risiko, krank zu werden ? zumal die medizinische Betreuung an Bord einer Raumkapsel schwierig sei, erklären die Wissenschaftler. Dies gelte sowohl für die Pläne, in den kommenden Jahrzehnten auf dem Mond eine Basis zu errichten, auf der sich Menschen längere Zeit aufhalten, als auch für die Idee, Menschen auf den Mars zu schicken. Allein der Hinweg auf den Nachbarplaneten wird rund neun Monate in Anspruch nehmen. Zur Vorbereitung solcher Missionen müsste daher das Wissen um die Veränderungen des menschlichen Immunsystems unter Raumfahrtbedingungen noch verbessert werden, fordern die Wissenschaftler.
Jean-Pol Frippiat (Universität in Nancy) et al.: Journal of Leukocyte Biology, Bd. 86, S. 1027 ddp/wissenschaft.de – Ulrich Dewald