Das lunare Katastrophenszenario hat zwar nur um die 200 000 Jahre gedauert, doch reichte diese Zeitspanne aus, um fast 2 000 große Krater und riesige Impaktbecken zu erzeugen. Die Erde, so die Wissenschaftler, dürfte aufgrund ihrer Größe in einem noch weit stärkeren Maße (schätzungsweise um das Zehnfache) von den Meteoriteneinschlägen betroffen worden sein. Sollte es damals schon aufkeimendes Leben gegeben habe, wurde es wieder vollständig vernichtet.
Bisher brachten Astronauten der russischen Luna– und der amerikanischen Apollo-Missionen knapp 400 Kilogramm Mondgestein zur Erde. Da dieses jedoch von ganz bestimmten Orten stammt, kann es in Bezug auf Fragen nach der Entstehung und Geschichte des Mondes nicht den gesamten Erdbegleiter repräsentieren.
Vom Mond stammende Meteoriten können der Wissenschaft da weiterhelfen. Sie wurden durch Kollisionen mit großen kosmischen Körpern in unterschiedlichen Gegenden des Mondes (möglicherweise sogar von dessen Rückseite) herausgeschlagen und gingen nach Millionen von Jahren auf die Erde nieder. Barbara Anne Cohen und ihre Kollegen von den Universitäten von Arizona (Tucson) und Tennessee (Knoxville) haben aufgrund der Isotopenzusammensetzung in den Mondgesteinen herausgefunden, dass dieses vor rund 3,9 Milliarden Jahren – das war nur rund 750 Millionen Jahre nach der Bildung des Sonnensystems – vollständig aufgeschmolzen war. Der Mond selber war zu dieser Zeit geradeeinmal 700 Millionen Jahre alt.
Die große Anzahl von Meteoriteneinschlägen war nach Ansicht der Wissenschaftler zu jener Zeit etwas völlig normales. Jedoch nahm das Bombardements kontinuierlich ab. Die intensive Phase vor knapp 4 Milliarden Jahren war eher ein nochmaliges Aufbäumen vor der langsam eintretenden kosmischen Ruhe.
Auch die Oberfläche der Erde dürfte damals durch die massiven Einschläge wieder aufgeschmolzen worden sein. Falls es bereits Ozeane gab, wurden diese vollständig verdampft. Auf der Erde gibt es kaum Zeugnisse dieser Ereignisse: 70 Prozent ihrer Oberfläche sind heute von vulkanischen Gesteinen bedeckt, die jünger als 200 Millionen Jahre sind. Doch der Blick auf die relativ unveränderte Oberfläche des Mondes gestattet den Wissenschaftlern Einblicke in die wechselvolle Geschichte der beiden verwandten Himmelskörper.