Im Herbst 2002 konnten Wissenschaftler erstmals Daten verzeichnen, die nahelegten, dass Grönlandwale sich dennoch immer wieder in den Gewässern der Passage bewegen: Ein zwölf Meter langes Männchen war von Osten aus bis tief in die Nordwestpassage vorgedrungen. 2006 wurde dann ein weiteres Männchen beobachtet, das deismal von Westen aus weit in Richtung Atlantik geschwommen war. In beiden Jahren hielt eine dicke Eisschicht die Tiereallerdings davon ab, tatsächlich bis in den jeweils anderen Ozean zu gelangen.
2010 war es dann so weit: Forscher des Greenland Institutes of Natural Resources beobachteten erstmals, wie sich zwei Tiere aus unterschiedlichen Populationen trafen und einige Tage gemeinsam umherschwammen. Da es sich hierbei auch um zwei männliche Exemplare handelte, vermuten die Wissenschaftler um Mads Peter Heide-Jørgensen, dass die Männchen entdeckungsfreudiger sind als die Weibchen.
Zwischen 1979 und 2010 gab es laut den Arktis-Forschern fünf, eventuell sechs Spätsommer, in denen die Wale die Möglichkeit hatten, über den bekannten Seeweg benachbarte Populationen zu treffen ? 1998, 1999, 2007, 2008, 2010 und höchstwahrscheinlich auch 1983. Ein Indiz dafür, dass es bei solchen Gelegenheiten auch zu Paarungen kommt, ist die nahezu identische DNA der beiden untersuchten Gruppen. Hunger treibt die Tiere höchstwahrscheinlich nicht in die entlegene Region der Arktis? das Nahrungsangebot in der Nordwestpassage ist nicht besonders groß.
Skelette von vor etwa 10.000 Jahren belegen, dass Grönlandwale schon zu dieser Zeit die Nordwestpassage nutzten. Da seit 1990 das arktische Eisschild immer weiter schrumpft, könnte der Seeweg in Zukunft wieder mehr von den Meeressäugern genutzt werden ? gleiches gilt natürlich auch für andere an diese Klimazone angepasste Arten.