Dieser Zyklus scheint sich nun jedoch zu verändern, entdeckten Ruth Curry aus Massachusetts in den USA, Bob Dickson aus Lowestoft in England und Igor Yashayaev aus Dartmouth in Kanada. Die Wissenschaftler werteten Proben des atlantischen Ozeans von Grönland bis zur Südspitze Südafrikas aus den vergangenen fünfzig Jahren aus und fanden dabei eine Zunahme des Salzgehaltes in den tropischen Gebieten und gleichzeitig eine Abnahme in weiter südlich oder nördlich entnommenen Proben.
Dieses Phänomen führen die Forscher auf die Klimaerwärmung während der vergangenen Jahrzehnte zurück: Die höheren Temperaturen verursachten eine stärkere Verdunstung in den tropischen Ozeanen, wodurch sich dort das Salz anreicherte. Gleichzeitig stieg die Niederschlagsmenge in der Nähe der Pole. Das Frischwasser verdünnte das Meerwasser und senkte so den Salzgehalt. Der Rückfluss des Frischwassers aus dem Norden oder Süden zum Äquator blieb jedoch konstant, so dass die Verluste nicht mehr ausgeglichen werden konnten.
Ein solcher beschleunigter Kreislauf aus Verdunstung und Niederschlag kann nach Ansicht der Forscher verheerende Auswirkungen auf das gesamte Weltklima haben. So ist beispielsweise der so genannte Tiefenwasserstrom ( Ocean Conveyor) im Nord-Atlantik, bei dem salzhaltiges kaltes Wasser einer hohen Dichte von der Oberfläche nach unten sinkt und so einen zirkulierenden Meeresstrom antreibt, gefährdet, wenn der Salzgehalt zu stark absinkt. Da durch diesen Strom jedoch den Weg des weit nach Norden reichenden warmen Golfstroms mitbestimmt wird, würde ein Stillstand des Tiefenwasserstroms Kälte und Trockenheit für große Teile der Nordhalbkugel bedeuten.