Die Ozeane spielen in Verbindung mit dem Klimawandel eine wichtige Rolle, denn sie nehmen 20 bis 35 Prozent des vom Menschen erzeugten Kohlendioxids auf. Damit könnte es jedoch bald vorbei sein, warnen US-Forscher: Obwohl die Meere jedes Jahr mehr Tonnen CO2 schlucken, sinkt der prozentuale Anteil des produzierten Klimagases, der auf diese Weise aus der Atmosphäre entfernt wird ? vor allem, weil der Ausstoß stark ansteigt. So schaffen die Ozeane seit dem Jahr 2000 insgesamt rund 10 Prozent weniger als zuvor. Das Team um Samar Khatiwala von der Universität von Columbia in New York fand zudem heraus, dass ein immer höherer Anteil CO2 von den Landmassen in Form von Pflanzen aufgenommen wird. Für ihre Studie hatten die Wissenschaftler ein Modell entwickelt, mit dem sich der Anteil des vom Menschen verursachten Kohlendioxids in den Ozeanen rückwirkend für die Zeit seit der Industriellen Revolution berechnen lässt.
Für ihre Berechnungen hatten die Wissenschaftler zunächst eine Vielzahl von Daten zusammengetragen. Sie berücksichtigten bei ihren Berechnungen nicht nur Faktoren wie Temperatur und den Salzgehalt, sondern erstmals auch die Meeresströmungen. Die Ozeane nehmen nämlich nicht überall gleich viel CO2 auf: Die Forscher fanden heraus, dass rund 40 Prozent des Kohlendioxids vom Südpolarmeer absorbiert wird, weil es sich im kalten Wasser besser löst. Durch die Meeresströmungen wird das aufgenommene Kohlendioxid anschließend weiterverteilt. Entsprechend kommt es in verschiedenen Gegenden auch zu unterschiedlichen CO2-Konzentrationen. So gelang es den Wissenschaftler, rückwirkend präzise Aussagen über die Kohlendioxidaufnahme der Meere für jedes Jahr seit 1765 zu treffen. Im Jahr 2008 waren es beispielsweise rund 2,3 Gigatonnen ? eine Zahl mit neun Nullen.
Basierend auf diesen Ergebnissen und dem CO2-Gehalt der Atmosphäre ermittelten sie zudem, wie viel Klimagas von den Landmassen aufgenommen wurde. Das Ergebnis: Bis 1940 wurde von den Landmassen mehr Kohlendioxid abgegeben als sie ? in Form von Pflanzen wieder aufnehmen konnten. Brandrodung für die Gewinnung von Ackerland und die Verwendung von Holz als Heizmittel waren hierfür die Hauptgründe. Nach 1940 kehrte sich das Verhältnis jedoch um. Das führen die Forscher nicht nur auf das gesteigerte Umweltbewusstsein zurück: “Das zusätzliche Kohlendioxid in der Atmosphäre könnte wie zusätzlicher Dünger wirken”, spekuliert Ko-Autor Timothy Hall. Teamleiter Khatiwala ergänzt jedoch: “Wir können uns auf die Speicherfunktion von Meer und Land in Zukunft nicht so mehr verlassen wie in der Vergangenheit und müssen unseren maßlosen Hunger auf fossile Brennstoffe bremsen.”
Samar Khatiwala (Universität von Columbia, New York) et al.: Nature, Band 462, S. 346, doi: 10.1038/nature08526 ddp/wissenschaft.de ? Jessica von Ahn