“Vorherzusagen, wie sich die Wirbelsturm-Aktivität in einer wärmeren Welt verändert, hat sich aber als sehr schwierig erwiesen”, erklären Aslak Grinsted vom Zentrum für Eis und Klima der Universität Kopenhagen und seine Kollegen. Denn es gebe zahlreiche konkurrierende Faktoren, die beeinflussen, wie häufig solche Stürme entstehen und wie heftig sie werden. So gelten Wassertemperaturen von mindestens 27 Grad Celsius als Voraussetzung für die Bildung tropischer Wirbelstürme. Durch die globale Erwärmung wird dies in vielen Meeresgebieten schon heute häufiger und schneller erreicht. Andererseits sollen durch den Klimawandel auch die Winde zunehmen – und zu starke seitliche Winde stören die Bildung der Sturmwirbel. Daher waren bisherige Prognosen zur künftigen Hurrikan-Entwicklung sehr widersprüchlich.
Sturmfluten als Messhilfe
Grinsted und seine Kollegen haben nun diese Frage systematisch und umfassend untersucht. Sie analysierten dafür zehn Einflussfaktoren, die verschiedenen gängigen Hypothesen nach die Hurrikan-Intensität beeinflussen oder vorhersagen können. Darunter waren neben den regionalen Meerestemperaturen in den Entstehungsgebieten der Stürme auch El-Nino-Ereignisse und verschiedene andere periodische Klimaschwankungen sowie Unterschiede zwischen den Meerestemperaturen der Tropen und außertropischen Gebieten.
Für alle diese Modelle prüften die Forscher zunächst, wie gut sie das tatsächliche Auftreten von heftigen Hurrikans im Atlantik von 1923 bis heute abbilden. Sie glichen die Modelle dazu mit Daten von Pegelmessstationen entlang der Südostküste der USA ab. Denn Wirbelstürme sind typischerweise von Sturmfluten begleitet, die sich so nachweisen lassen. “Unser Flutindex ist bewusst nicht dazu gedacht, Rückschlüsse auf Windgeschwindigkeiten zu liefern, uns geht es um einen unabhängigen Index der Hurrikanaktivität, der vor allem die Gefahr für die Küsten zeigt”, erklären die Forscher. Mit einer Kombination der am besten passenden Modelle rechneten sie dann weiter und simulierten im nächsten Schritt, wie sich die Hurrikanaktivität bis zum Jahr 2100 entwickeln wird.
Ein Katrina-Hurrikan in jedem zweiten Jahr
Ihr Ergebnis: “Wir haben festgestellt, dass schon eine Erwärmung von 0,4 Grad Celsius zu einer Verdopplung von Sturmfluten wie die durch den Hurrikan Katrina führt”, sagt Grinsted. Im letzten Jahrhundert habe dies bereits dafür gesorgt, dass jeder zweite Katrina-Sturm auf das Konto des Klimawandels gehe. Für die Zukunft könnte sich dieser Trend allerdings noch verschärfen, warnt der Forscher. Steigen die Temperaturen um ein weiteres Grad, könnten Hurrikans der Kategorie 5 drei bis vier Mal häufiger vorkommen. “Wenn sich das globale Klima um zwei Grad erwärmt, dann könnte ein Katrina-Sturm sogar jedes zweite Jahr auftreten”, so Grinsted. Die Häufigkeit solcher Ereignisse würde sich gegenüber heute damit um das Zehnfache erhöhen. Da parallel dazu auch der Meeresspiegel ansteigt, könnten die von solchen Hurrikans ausgelösten Sturmfluten noch weiter ins Land vordringen als ohnehin schon und auch entsprechend mehr Schaden verursachen.
Entgegen anderen Studien prognostizieren Grinsted und seine Kollegen auch eine Zunahme “normaler”, weniger starker Hurrikans. “Andere Modelle gingen eher davon aus, dass solche Ereignisse mit steigenden Temperaturen weniger werden oder höchstens wenig ansteigen”, so die Forscher. Viele dieser Modelle hätten aber eine relativ geringe Auflösung in Bezug auf die regionalen Meerestemperaturen. Aus ihren Ergebnissen gehe aber hervor, dass sich auch diese Ereignisse zukünftig häufen könnten – und damit auch die Gefahr für die Küsten.