Aus diesem Grund nahmen sich Degrange und seine Kollegen jetzt den relativ gut erhaltenen Andalgalornis-Schädel vor, analysierten ihn in einem Computertomographen und entwickelten auf Basis dieser Daten schließlich ein Modell der Knochen im Computer. Resultat: Der Terrorvogel besaß für einen Vogel offenbar einen ungewöhnlich starren Schädel. Die einzelnen Knochenteile, bei den meisten heute lebenden Vögeln mit flexiblem stoßdämpferartigem Gewebe verbunden, waren bei ihm durch feste knochige Strukturen verknüpft. Das hatte zwar den Vorteil, dass die Kraft der Halsmuskeln direkt über den Schädel auf den Schnabel übertragen wurde, hatte aber gleichzeitig den Nachteil, dass seitliche Belastungen des Schnabels oder des Schädels nicht abgefangen werden konnten.
Andalgalornis musste in einem Kampf daher möglichst vermeiden, einen Gegner oder auch ein Beutetier zu packen und hin und her zu schütteln, da seine Schädelstruktur eine solche Belastung wohl nicht ausgehalten hätte. Die schnelle Bewegung nach vorne und das rasche Zurückschnellen waren dagegen kein Problem. Der Terrorvogel setzte daher vermutlich die elegante Technik des gezielten Zustoßens und schnellen Zurückziehens ein, wenn er größere Beute erlegen wollte. Alternativ könnte er sich mit kleineren Beutetieren begnügt haben, die sich einfacher packen und verschlingen ließen. Was die Kraft des Schnabels beim Zubeißen anging, sind die Forscher auf grobe Schätzungen angewiesen, da es heute keine vergleichbaren Tiere mehr gibt. Vermutlich lag sie irgendwo oberhalb von 133 Newton, schreiben die Wissenschaftler. Damit war sie zwar geringer als die vergleichbar großer heute lebender Säugetiere, jedoch deutlich größer als die aktueller Raubvögel wie etwa des südamerikanischen Blaubussards ? der lediglich auf 50 Newton kommt, wenn auch bei deutlich geringerer Körpergröße.