Anzeige
1 Monat GRATIS testen. Danach zum Jubiläumspreis weiterlesen.
Startseite »

Gezeiten lassen Eisstrom ruckartig wandern

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Gezeiten lassen Eisstrom ruckartig wandern
Auch das Eis in der Antarktis strömt nach dem Rhythmus von Sonne und Mond. Das haben amerikanische und britische Wissenschaftler bei der Beobachtung des großen Whillans-Eisstroms in der Westantarktis entdeckt, der sich nach Perioden vollständigen Stillstands ruckartig vorwärtsbewegt. Über ihre Ergebnisse berichten die Geologen in der Fachzeitschrift Science (Bd. 301, S. 1087).

Einige Eisströme in der Westantarktis werden im Laufe der Zeit schneller, andere langsamer und wieder andere sind in den vergangenen einhundert Jahren vollständig zum Stillstand gekommen. Die Bewegungen des Whillans-Eisstroms dagegen gaben den Forschern Rätsel auf: Das normalerweise fast bewegungslose Eis bewegt sich plötzlich und ruckartig sehr schnell für etwa 10 bis 30 Minuten. Dann folgt ein etwa sechsstündiger Stillstand, dem wieder eine ruckartige Bewegung folgt. Anschließend bewegt sich das Eis für etwa 18 Stunden nicht mehr, fanden Robert Bindschadler vom Goddard Space Flight Center in Greenbelt und seine Kollegen von den Universitäten in Newcastle, Seattle und University Park heraus.

Da dieses eigenartige Verhalten so regelmäßig auftrat, vermuteten die Wissenschaftler einen Zusammenhang mit den Gezeiten des Ozeans, in den sich der Eisstrom schiebt. Tatsächlich zeigten weitere Messungen, dass die Bewegungen immer kurz nach dem Höhepunkt der Flut und genau zwischen Hoch- und Niedrigwasser einsetzten. Bei Nipptiden, wo der Unterschied zwischen Ebbe und Flut nicht so stark ausgeprägt war, verliefen die Eisbewegungen weniger heftig und regelmäßig.

Während der Bewegungsphasen legt der Eisstrom pro Minute eine Strecke von einem Meter zurück. Das sei ungewöhnlich viel, sagt Studienleiter Bindschadler. Bereits nach etwa dreißig Sekunden sei die volle Geschwindigkeit erreicht. “Wir waren erstaunt, dass lediglich eine Tidenveränderung von einem Meter ausreichte, den Eisstrom in so kurzer Zeit zum Stillstand zu bringen oder zu beschleunigen”, berichtet der Geologe.

Die Wissenschaftler erklären die ruckartigen Bewegungen mit den Kräften, die von oben und unten auf das Eis einwirken. Während der obere Teil des Eises immer nach vorne schiebe, drücke die Flut von unten gegen das Eis, und es entstehe eine Scherspannung, erklärt Sridhar Anandakrishnan, einer der Autoren der Studie. Bei einer Änderung des Wasserdrucks von unten entspanne sich das Eis schließlich in einer sehr schnellen Vorwärtsbewegung.

Anzeige
ddp/bdw ? Ilka Lehnen-Beyel
Anzeige
Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Youtube Music
Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Weiß|wurz  〈f. 20; Bot.〉 Angehörige einer Gattung der Liliengewächse mit dicken, fleischigen Wurzelstöcken: Polygonatum; Sy Salomonssiegel … mehr

Ver|kehrs|netz  〈n. 11〉 Gefüge, Netz vieler Verkehrswege

Fern|rohr  〈n. 11〉 optisches Gerät, mit dem man entfernte Gegenstände unter einem größeren Gesichtswinkel als mit dem bloßen Auge u. dadurch scheinbar näher sieht; Sy Teleskop … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige