Beim Deutschen Wetterdienst will man von den Vorwürfen der Küstenbewohner nichts wissen. Die Ostseeinseln Rügen und Usedom hätten zwar im langjährigen Mittel deutlich mehr Sonnenstunden vorzuweisen als jede andere deutsche Ferienregion, bestätigt Pressesprecher Uwe Wesp, wie überhaupt der Nordosten Deutschlands vom Klima bevorzugt werde. Daß in den Wetterprognosen auf solche lokalen Besonderheiten nicht eingegangen werde, sei aber ein falscher Eindruck. “In den regionalen Vorhersagen für Norddeutschland wird sehr wohl zwischen dem Wetter an der Küste und im Binnenland unterschieden”, betont Wesp. Allerdings, räumt er ein, könne darauf in der abendlichen TV-Wetterkarte für ganz Deutschland wegen der kurzen Sendezeit kaum eingegangen werden.
Für Christian König, Wetterfrosch beim Münchner Radiosender Antenne Bayern und Chef der Wetter-Dienstleistungsfirma More and More Communications, ist die Kritik an vermeintlich schädigenden Fehlprognosen überzogen. “Natürlich hört es ein Almwirt nicht gern, wenn wir am Donnerstag für das folgende Wochenende bis auf 1000 Meter herab Schnee prophezeien und deshalb die Bergwanderer ausbleiben”, sagt König. “Und wenn eine solche Vorhersage hin und wieder daneben liegt, sind eben wir Meteorologen die Zielscheibe der Verärgerung.”
Perfekte Vorhersagen wird es niemals geben, sagt König. Vor allem extreme Wetterereignisse wie Schnee, Hagel oder Wolkenbrüche ließen sich nur selten genau für einen Ort prognostizieren. Schon deshalb, betont König, seien die Meteorologen verpflichtet, eher auf der warnenden Seite zu stehen. “Nur so läßt sich verhindern, daß noch mehr Menschen in den Bergen umkommen, weil sie unvorbereitet von einem Wettersturz überrascht werden.”
Wer durch Fehlvorhersagen verursachte finanzielle Verluste einklagen will, hat kaum eine Chance. Denn wer kann nachweisen, daß sich ein potentieller Urlaubsgast wegen einer negativen Wetterprognose für ein anderes Reiseziel entschieden hat? Wegen des wenig greifbaren Zusammenhangs hat man sich auch bei der Münchener Rück, dem weltweit größten Rückversicherer, bislang nie die Mühe gemacht, das Ausmaß wirtschaftlicher Schäden durch falsche Wetterprognosen abzuschätzen.
Das einzige Beispiel, heißt es bei dem Versicherungsunternehmen, war das schwere Hagelunwetter, das am 12. Juli 1984 über München fegte. Faustgroße Hagelkörner prasselten an jenem Abend fast eine halbe Stunde lang auf Häuser, Autos und Äcker und sorgten für einen Versicherungsschaden von rund 1,5 Milliarden Mark. Eine rechtzeitige Warnung vor diesem Jahrhundertunwetter hatte es nicht gegeben.
Auch wenn die Meteorologen häufig als Sündenböcke herhalten müssen – unter dem Strich ist ihre Arbeit ein Gewinn: Jede Mark, die in den Deutschen Wetterdienst gesteckt werde, komme der Volkswirtschaft vierfach zugute, rechnet Gerhard Lux vom DWD vor. Energieversorger könnten dank Spezialvorhersagen den Strombedarf, Biergärten ihr Personal besser planen – und das zu Preisen von unter 100 Mark im Monat.
Fazit: Das Wetter vorherzusagen, ist schon schwierig genug, es allen recht zu machen beinahe unmöglich. Die Meteorologen sollen auch in Zukunft durch ihre Arbeit Leben retten und Schäden vermeiden helfen und dürfen sich nicht von den wirtschaftlichen Interessen ihrer Kunden beeinflussen lassen.