Ein extrasolarer Erdzwilling würde beim Erdähnlichkeits-Index den Wert 1,0 erreichen. Der Planet Mars ist dem Index zufolge im Sonnensystem der erdähnlichste Himmelskörper, er kommt auf einen Wert von 0,7. Die Venus gleicht der Erde zwar, was Masse und Radius betrifft. Wegen ihrer hohen Oberflächentemperatur erreicht sie aber insgesamt nur einen Wert von 0,44. Unter den Exoplaneten liegen drei Welten im System Gliese 581 vorn: Die Planeten g, d und c kommen auf einen ESI von 0,89, 0,74 und 0,7. Auch unter den mehr als tausend Planetenkandidaten, die das Weltraumteleskop Kepler aufgespürt hat, sind mehrere Welten mit einem ESI von mehr als 0,7.
Auf die Dauer halten die Forscher die Konzentration auf erdähnliche Planeten allerdings für zu beschränkt. ?Die zweite Frage besteht darin, ob auf Exoplaneten Bedingungen vorhanden sind, unter denen völlig fremde Lebensformen existieren können?, sagt Schulze-Makuch. Der Versuch, diese Möglichkeit in einen Index zu pressen, ist auch nach Meinung der Forscher ein eher spekulatives Unterfangen. Durch ihren Bewohnbarkeits-Index wollen sie jedoch verhindern, dass interessante Planeten übersehen werden. Denn Leben könnte zum Beispiel auch in flüssigen Kohlenwasserstoffen entstehen, oder auf einem Planeten, der ohne Sonne durch die Milchstraße zieht.
Auch in unserem Sonnensystem wird Leben auf Himmelskörpern nicht ausgeschlossen, die der Erde nur wenig gleichen. Auf der heißen Venus könnten Mikroben in Wolken aus Schwefelwasserstoff existieren, auf dem trockenen Mars im Untergrund. Auf den eisigen Monden Europa und Enceladus gibt es möglicherweise flüssiges Wasser unter der Oberfläche, auf dem Saturn-Mond Titan existieren Seen aus dem Kohlenwasserstoff Ethan. Die Planeten Gliese 581 c und d kommen beim Bewohnbarkeitsindex immerhin auf Werte, die zwischen denen des Planeten Mars und des Saturn-Mondes Enceladus (Platz 7 im Sonnensystem) liegen.