Erst in der vergangenen Woche hatten zwei Forscherteams um Thomas Prettyman in der Zeitschrift “Science” berichtet, dass der Schutt auf Vestas Oberfläche unerwartet viel Wasserstoff enthält. Die Forscher vermuteten, dass der sogenannte Regolith aus primitiven, wasserreichen Meteoriten besteht. Sie kollidierten vor Urzeiten mit niedriger Geschwindigkeit mit Vesta und blieben dort kleben. Ein Teil des flüchtigen Materials entschwand später an einigen Stellen aber wieder ins All. Da, wo Vesta später von Geschossen mit größerer Wucht getroffen wurde, erhitzte sich das Gestein lokal, wodurch Wasser und andere flüchtige Stoffe entwichen. Darauf deuten unregelmäßig geformte Vertiefungen auf Vestas Oberfläche hin.
De Sanctis und ihre Kollegen stellten nun weitere Daten des Spektrometers der Sonde Dawn vor, mit denen sie die Verteilung von Hydroxyl (eine Verbindung aus einem Wasserstoff- und einem Sauerstoff-Atom) auf Vesta kartieren konnten. Wenn Wasser in Mineralien gebunden ist, liegt es oft in Form von Hydroxyl vor. Die Forscher stellten fest, dass sich der Stoff vor allem in Regionen mit älterer Oberfläche konzentriert. Das bestätigt die Theorie von Prettyman und Kollegen, derzufolge Vestas Wasser aus primitivem Urnebel-Material besteht.
Das Bild von Vesta als Protoplaneten wird durch eine dritte Studie bestätigt. Forscher um Debra Buczkowski untersuchten die tiefen Gräben, die Vestas Äquator durchziehen. Die Form der Schluchten deutet darauf hin, dass Vesta kein einfacher Asteroid ist, sondern einen komplizierten inneren Aufbau hat. Wie ein Planet besitzt Vesta vermutlich Kruste, Mantel und Kern. Die Gräben am Äquator seien keine einfachen Risse, sondern mit Plattengrenzen auf der Erde vergleichbar, so die Forscher.
Die Sonde Dawn sieht Vesta derzeit nur noch im Rückspiegel: Vor zwei Wochen kehrte sie ihrem ersten Reiseziel den Rücken. Sie ist nun auf dem Weg zu Ceres, dem größten Mitglied des Asteroidengürtels. Anders als die felsige Vesta besteht Ceres überwiegend aus Eis. Dawn wird dort 2015 ankommen.