Umso größer war die Überraschung bei Vegetti und ihren Kollegen, nun eine Zwerggalaxie in zehn Milliarden Lichtjahren Entfernung aufzuspüren. Die Forscher untersuchten dafür das Bild der Gravitationslinse mit der hochgenauen Optik des Keck-Teleskops auf Hawaii. Sie stellten fest, dass das Bild der Hintergrundgalaxie leicht verzerrt war. Als Ursache kommt ihren Berechnungen zufolge eine Satellitengalaxie mit einer Masse von 200 Millionen Sonnen infrage.
Um diese für Galaxienverhältnisse winzige Massenansammlung direkt zu beobachten, reicht deren Licht nicht aus. ?Die Botschaft ist, dass man diese rätselhaften Objekte mit Hilfe von Gravitationslinsen trotzdem finden kann, auch wenn man nicht weiß, wo sie liegen?, schreibt Robert Schmidt.
Die neu entdeckte Zwerggalaxie könnte den Forschern dabei helfen, die Natur der Dunklen Materie zu enträtseln, aus der das Universum zum größten Teil besteht. Da die Dunkle Materie weder Licht ausstrahlt noch welches absorbiert, wissen die Forscher bislang nicht, ob es sich vielleicht um unbekannte Elementarteilchen oder völlig exotische Materieformen handelt. ?Diese dunkle Zwerggalaxie passt genau zur Vorhersage von Theorien, denen zufolge das Universum von kalter Dunkler Materie erfüllt ist?, sagt Vegetti. Diese Theorien sagen vorher, dass sich die Dunkle Materie langsam bewegt und dass große Galaxien durch die Verschmelzung kleinerer Objekte heranwuchsen. Um diesen Befund zu bestätigen, müssen die Forscher aber noch weitere ferne Zwerggalaxien finden.