Die außergewöhnlich geringe Ausdehnung des Ozonlochs über der Antarktis in diesem Jahr ist auf anomale Wetterbedingungen zurückzuführen und nicht auf die Erholung der Ozonschicht. Das berichtete Paul Newman vom Goddard Scpace Flight Center der Nasa diese Woche auf der Herbsttagung der American Geophyiscal Union in San Francisco.
Dem Forscher zufolge waren auf der Südhalbkugel in diesem Winter so genannte
planetare Wellen besonders stark ausgeprägt. Das sind langwellige Druckschwankungen, die die ganze Erde umfassen. Wenn die Wellen wie in diesem Jahr stark sind, dann erfassen sie nicht nur die unterste Atmosphärenschicht, sondern auch das nächste Stockwerk, die Stratosphäre in zehn bis 50 Kilometer Höhe, in der auch die Ozonschicht liegt. Dadurch erwärmte sich die Stratosphäre stärker als üblich, berichtete Newman. Höhere Temperaturen verhindern jedoch, dass Ozon mit Hilfe von Chlorverbindungen abgebaut wird.
Als Resultat war das Ozonloch über der Antarktis – die Region, in der weniger als 20 Prozent der üblichen Ozonkonzentration zu finden waren – nur halb so groß wie vor zwei Jahren. Am 24. September teilte sich das “Loch” in zwei Bereiche. Ende Oktober war es praktisch verschwunden – so früh wie noch nie seit Beginn der Satellitenmessungen.
Eine dauerhafte Erholung der Ozonschicht sei noch nicht zu erwarten, sagte Newman: “Die ozonzerstörenden Substanzen sind langlebig und werden noch lange in der Atmosphäre bleiben”, so der Forscher. “Die Abnahme der FCKW führt dazu, dass das Ozonloch pro Jahr um ein Prozent kleiner werden sollte.” Die planetaren Wellen können da eine wesentlich größere Abnahme bewirken. Wenn sie im nächsten Jahr schwächeln, könnte das Ozonloch allerdings wieder viel größer werden.
Ute Kehse