Üble Müllhalde: In Erdnähe taumeln Millionen von Objekten durchs All – von millimetergroßen Trümmerteilchen bis zu ausgedienten Riesensatelliten – und gefährden Astronauten, Raumstationen sowie ganze Satellitengeschwader.
©Illustration: mauritius images/Alejandro Miranda/Alamy
Wenn Satelliten oder Raketenoberstufen zerbrechen, ihr restlicher Treibstoff explodiert oder sie sogar miteinander kollidieren, denn vervielfacht sich der orbitale Weltraumschrott. Mitunter sind Satelliten aus militärischen Übungsgründen sogar absichtlich zerstört worden. So hat China am 11. Januar 2007 wohl durch eine Mittelstreckenrakete seinen 1999 gestarteten, ausgedienten Wettersatelliten Fengyun-1C in rund 850 Kilometer Höhe zerstört. Allein dieser erste Abschuss eines Weltraumobjekts von der Erdoberfläche aus hat die Zahl der nachweisbaren orbitalen Müllteile um 25 Prozent erhöht.
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Weltraumschrott im Visier: Links ein Stück Hitzeschutzfolie, das im Dezember 1998 beim Aufbau der Internationalen Raumstation ISS entwich und von der Space Shuttle Endeavour aus fotografiert wurde, bevor es in der Atmosphäre verglühte; rechts ein fünf Zentimeter großer Bolzen von einem der Sonnensegel einer Progress-Versorgungskapsel, aufgenommen von der ISS-Crew am 15. Februar 2004.
©links: NASA | rechts: Science Photo Library/NASA
Mit der im April 2018 zur Internationalen Raumstation gebrachten Satellitenplattform RemoveDebris wurden mehrere Methoden getestet, um künftig Weltraumschrott zu beseitigen. So wurde am 16. September ein Minisatellit ausgesetzt und mit einem Netz wieder eingefangen. Am 28. Oktober diente ein zweiter kleiner Testsatellit (im Foto) zur genauen Vermessung von dessen Position und Bewegung. Am 8. Februar 2019 wurde dann eine Harpune auf ein Ziel abgeschossen, das sich am Ende eines 1,5 Meter langen Auslegerarms befand. Zum Schluss wurde am 4. März 2019 versucht, den Eintritt von RemoveDebris in die Erdatmosphäre mit einem aufblasbaren Segel zu beschleunigen, sodass die Plattform in zwei statt etwa 30 Monaten verglühen sollte – was aber misslang.
©Drew Feustel/NASA
Im Herbst 2021 wurde in Empfingen im Nordschwarzwald südlich von Stuttgart das Johannes Kepler Observatorium zur Detektion und Verfolgung von Weltraumschrott eingeweiht. Betrieben wird es vom Institut für Technische Physik des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Es kann mithilfe von Laserstrahlen und einem speziellen 1,75-Meter-Teleskop noch wenige Dutzend Zentimeter große Objekte im niedrigen Erdorbit in 400 bis 2000 Kilometer Höhe orten und deren Bahn, Form und Rotation bestimmen.
©DLR
Müllabfuhr im Weltall: ClearSpace-1 soll im Jahr 2025 ein 112 Kilogramm schweres Schrottteil einer Vega-Rakete greifen und dessen Bahn soweit absenken, dass die beiden Körper zusammen in der Atmosphäre verglühen.
©ClearSpace SA
Ausgediente Satelliten auf niedrigen Umlaufbahnen kreisen oft Jahrzehnte um die Erde, bevor sie verglühen. Bremssegel können die Entsorgung wesentlich beschleunigen. Ein erster Versuch ist mit einem am 30. Juni 2021 gestarteten Satelliten des italienischen Dienstleisters D-Orbit gelungen: Mithilfe des vom DLR mitentwickelten autonomen, 3,6 Quadratmeter großen Bremssegels ADEO (Augmentation Deorbiting System) des Münchener Raumfahrtunternehmens HPS bremste der Testsatellit in der dünnen Restatmosphäre, um dann in der dichteren zu verglühen. Das weiterentwickelte 25 Quadratmeter große Nachfolgemodell ADEO-L wird dieses Jahr starten. Künftig soll Weltraumschrott durch Abbremsen mit solchen ultraleichten De-Orbit-Sails schneller und ressourcensparend entsorgt werden.
©HPS, München/Satelliten Plattform: P200, courtesy of RedWire Space Belgium
Geschwader am Himmel: digitale Kombination zahlreicher Fotos von Starlink-Satelliten am 9. Mai 2021 über Österreich. Die kommerziellen Kleinsatelliten der Firma SpaceX waren am 7. April mit einer Falcon-9-Rakete gestartet worden. Inzwischen befinden sich mehrere Tausend davon in niedrigen Umlaufbahnen.
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Himmlische Katastrophe: Als am 1. Februar 2003 die Raumfähre Columbia beim Landeanflug in der Atmosphäre zerbrach, kamen alle sieben Astronauten an Bord ums Leben. Hätte ein Trümmerteil eines der Flugzeuge unter der Absturzregion getroffen, wäre das Unglück noch größer gewesen.
©Illustration: Science Photo Library/Chris Butler
Schrott aus dem All gefährdet auch die Erde. Die Fotos zeigen drei der rund 83.900 gefundenen Trümmer des Space Shuttle Columbia, das in mehr als 60 Kilometer Höhe über Texas zerborsten war. Insgesamt wurden etwa 38,5 Tonnen beziehungsweise 38 Prozent der Masse der verunglückten Raumfähre geborgen. So fiel bei Nacadoches in Texas ein Treibstofftank bei der Fabrik von Marlin Hughes vom Himmel (links) und der Teil eines Shuttle-Flügels bei der Ranch von Mac Powell (rechts unten). Im rechten, oberen Foto ein Trümmerstück, das aufs Dach einer Schule in Douglass stürzte. © links: Mike Nelson/AFP/via Getty Images | r.o.: Chris Hondros/Getty Images | r.u.: Mike Nelson/AFP/GettyImages