So staute sich das Wasser zu einem riesigen See auf, der nahezu die gesamten heutigen Niederlande und Teile der südlichen Nordsee umfasste. Die ansteigenden Wassermassen ließen die Felsbarriere vor 425.000 bis 180.000 Jahren schließlich brechen, so dass sich eine gewaltige Flutwelle ihren Weg nach Südwesten in den Atlantik bahnte. Mehrere Monate lang, so schätzen die Forscher, durchströmten so jede Sekunde eine Milliarde Liter Wasser die Barriere und schufen so in kurzer Zeit ein gigantisches Flusstal. Diese Welle muss zu den gewaltigsten Fluten gehört haben, die sich auf der Erde jemals ereigneten, schreiben Studienleiter Sanjeev Gupta und seine Kollegen.
Der auf diese Weise entstehende Megastrom erhielt von südwestlich gelegenen Flüssen wie der Somme und der Seine noch weiteres Wasser und mündete in der Gegend der heutigen Bretagne in den Atlantik. Viele Jahrtausende lang war er für die frühen Menschen eine unüberwindliche Barriere, glaubt Gupta. Das könnte auch erklären, warum die menschliche Besiedlung Großbritanniens damals für etwa 120.000 Jahre ins Stocken geriet. Als nach dem Höhepunkt der Vergletscherung in der letzten Eiszeit vor 20.000 Jahren der Meeresspiegel um etwa hundert Meter anstieg, versank das Flusstal im Meer. Auf diese Weise entstand der Ärmelkanal, der seither England vom europäischen Kontinent trennt.