Ein Objekt mit der nicht gerade attraktiven Bezeichnung OGLE-2005-BLG-390Lb, das in Richtung Galaktisches Zentrum liegt, ist der erste mutmaßliche Planet bei einem anderen Stern mit einer festen, gefrorenen Oberfläche. Das schließt ein 73-köpfiges Astronomenteam unter der Leitung von Jean-Philippe Beaulieu vom Institut für Astrophysik in Paris aus einem so genannten Mikrogravitationslinseneffekt.
Dieser bereits 1912 von Albert Einstein vorhergesagte Effekt beruht darauf, dass eine Lichtquelle im Hintergrund von der Schwerkraft eines vorüberziehenden Vordergrundobjekts so beeinflusst wird, dass das Hintergrundobjekt auf eine charakteristische Weise heller und wieder dunkler wird. Diese „ Fata Morgana” im All dauert bei Sternen etwa einen Monat. Ein Planet um den Stern bewirkt ein zusätzliches Signal, das bei jupiterähnlichen Gasriesen Tage, bei erdähnlichen felsigen Welten nur Stunden dauert. Und genau ein solches Signal hat das OGLE-Projekt (Optical Gravitational Lensing Experiment) – ein Verbund mehrerer 1-Meter- Teleskope weltweit – aufgefangen. Der Planet selbst ist nicht sichtbar, sondern macht sich nur indirekt bemerkbar.
Immerhin konnten die Astronomen errechnen, dass der 20 000 Lichtjahre ferne Körper etwa die fünffache Erdmasse haben muss und seinen Stern einmal alle zehn Jahre in etwa 400 Millionen Kilometer Distanz umrundet. Daraus lässt sich eine Oberflächentemperatur von unter minus 220 Grad Celsius abschätzen – zu kalt für flüssiges Wasser. Die Forscher vermuten aus diesem Grund, dass der felsige Planet einen dicken Eispanzer hat, ähnlich wie Pluto. Von den rund 170 bislang bekannten Exoplaneten ist OGLE-2005-BLG-390Lb der erste, der mit den geläufigen Modellen zur Entstehung unseres Sonnensystems in Einklang steht.
Mehr über Exoplaneten erfahren Sie im Beitrag „Exotische Welten” ab Seite 54.