So löste sich das Larsen B Eisschelf am Rande der Antarktischen Halbinsel vor drei Jahren komplett auf, wahrscheinlich, weil Schmelzwasser in Spalten eindrang und das hundert Meter dicke Eis dadurch schnell zersetzte.
Der Zerfall von Schelfeisen wirkt sich zwar nicht auf den Meeresspiegel aus, weil sie ohnehin schwimmen. Doch Beobachtungen zeigen nun, dass rund um das frühere Larsen B-Eisschelf auch das Inlandeis destabilisiert wurde: Die Eisströme, die früher das Schelfeis speisten, fließen nun schneller zum Meer und werden dünner. Teilweise sind diese Veränderungen noch mehr als 150 Kilometer im Inland zu spüren. Abschmelzendes Inlandeis trägt zum Meeresspiegelanstieg bei.
“Bleibt es bei dem derzeitigen Ausstoß von Treibhausgasen in unsere Atmosphäre, könnte der Auflösungsprozess des grönländischen Eises bereits im Jahre 2050 unwiderruflich in Gang gesetzt werden”, sagt der Glaziologe Philippe Huybrechts vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschungin Bremerhaven. Bislang gingen die Klimaforscher davon aus, dass das Schmelzen von Gletschern an den Küsten von Grönland und der Antarktis durch höheren Niederschlag im Landesinneren wieder ausgeglichen wird.
Besonders verwundbar für die rasche Gletscherschmelze scheint die Antarktische Halbinsel zu sein ? der Zipfel der Antarktis, der an Südamerika heranreicht. Aber auch in Grönland haben sich in den letzten Jahren einige Gletscher erheblich beschleunigt. Sollten die Eismassen der Westantarktis oder Grönlands komplett verschwinden, würde der Meeresspiegel jeweils um sieben Meter ansteigen. Dass solche Szenarien nicht völlig an den Haaren herbeigezogen sind, zeigt ein Blick in die Vergangenheit: Vor knapp 15.000 Jahren schwollen die Weltmeere innerhalb von 500 Jahren bereits einmal um mehr als 20 Meter an.