Tiefenmessungen im Ozean deuten auf die Existenz eines 50 Kilometer großen Kraters zwischen den indonesischen Inseln Sumatra und Java hin. Man hat hier außerdem Asche- und Bimssteinschichten gefunden, deren Alter Wohletz’ Theorie unterstützt. “Dieser Vulkan hätte das Potential gehabt, das Weltklima zu destabilisieren. Ein Ausbruch, der einen 50 Kilometer großen Kraterkessel produziert, wäre groß genug gewesen”, sagt Wohletz.
Weitere Indizien für einen Vulkanausbruch im 6. Jahrhundert liefern Messungen an Baumringen und an Eisbohrkernen aus Grönland und der Antarktis. Um die gefundenen weltweiten Auswirkungen auf das Klima zu verursachen, muss der Vulkan laut Wohletz 200 Kubikkilometer an Material ausgeworfen haben, wovon ein Drittel bis die Hälfte bis in die Stratosphäre gelangte und dort für Monate oder sogar Jahre blieb.
“Dieser Ausbruch war mit Sicherheit der größte in der überlieferten Geschichte, vier- oder fünfmal größer als der Ausbruch des Tambora im Jahr 1815”, glaubt Wohletz. Er geht davon aus, dass die Erde als Folge des Ausbruchs von einer 150 Meter dicken Wolkenschicht umgeben war. Die Sonneneinstrahlung wäre dadurch auf 50 Prozent herabgesetzt worden.
Wohletz nimmt an, dass dieser Vulkan – er nennt ihn Proto-Krakatau – die Inseln Sumatra und Java miteinander verbunden hat und dann nach seinem Ausbruch im Meer versank. Dabei hinterließ er einen Ring von kleineren Vulkanen, darunter den heutigen Krakatau.
Der Paläoökologe Mike Baillie vertritt dagegen die Auffassung, dass der Temperaturrückgang im 6. Jahrhundert von Kometeneinschlägen verursacht wurde. Lesen Sie mehr dazu in “Naturkatastrophe zu Beginn des Mittelalters”.
Axel Tillemans