Eine chemische Reaktion zwischen Tiefengestein und Meerwasser kann das Wasser am Meeresgrund bis auf 70 Grad Celsius erwärmen. Zu diesem Schluss kommen die amerikanischen Forscher Robert Lowell und Peter Rona aus Atlanta und New Jersey. Das berichtet das Online-Magazin Science Now.
Wasser mit diesen Temperaturen sprudelt aus einem ungewöhnlichen Unterwasserschlot. Unter ihm lagert Peridotit, ein magmatisches Tiefengestein, von dem bekannt ist, dass es sich mit Meerwasser zischend zu Serpentin umsetzt. Dieser Reaktion sind die Wissenschaftler nachgegangen – zunächst skeptisch, ob die freiwerdende Reaktionswärme ausreicht, um die Wassermengen aufzuheizen, die durch den Schlot strömen. Sie berücksichtigten in ihrer Studie, wieviel Wärme je umgesetztem Kilogramm Peridotit frei wird und welche Wassermengen durch den Kamin fließen. Ihre Berechnungen ergaben, dass die chemischen Prozesse ausreichen können, um das Wasser zu erwärmen.
Sie weisen damit erstmals nach, dass die Peridotitumwandlung Wasser auf 40 bis 70 Grad Celsius erwärmen kann, meint David Butterfield vom Pacific Marine Environmental Laboratory in Seattle. Er ist sich jedoch nicht sicher, ob das Modell geeignet ist, bestimmte Unterwasserschlote zu beschreiben, da die Variablen, wie die Peridotitmenge oder Flussraten schwer zu bestimmen seien.
Normalerweise befinden sich Tiefseekamine dort, wo tektonische Platten zusammentreffen und sich zu Gebirgen auftürmen ? angehoben durch flüssiges Gestein unter den Platten. Das Magma erhitzt Meerwasser, das durch die Schlote ausgestossen wird, bis auf 200 Grad Celsius. Seltsamerweise gibt es auch vereinzelte Schlote weit weg von tektonischen Verwerfungen und vulkanischer Aktivität, aus denen heißes Wasser sprudelt. Zu diesen zählt der untersuchte Kamin.
Barbara Witthuhn