Der am 28. September 1969 in Australien auf die Erde gefallene Meteorit “Murchison” enthält Millionen von bisher unbekannten kohlenstoffhaltigen Verbindungen. Dies hat ein internationales Forscherteam entdeckt, als es jetzt 40 Jahre nach dem Ereignis Proben des kohlenstoffreichen Felsbrockens genau unter die Lupe nahm. Das Sonnensystem enthielt demnach wohl kurz nach seiner Entstehung eine Vielfalt an organischen Stoffen, die die heutige Diversität auf der Erde deutlich übersteigt.
Murchison gehört zu den am besten untersuchten Meteoriten weltweit. Er entstand wohl in den ersten Tagen unseres Sonnensystems, vielleicht sogar bevor sich die Sonne bildete, vor 4,65 Milliarden Jahren. Die in Murchison enthaltenen organischen Verbindungen liefern deshalb wichtige Informationen über die Chemie im Weltraum während der Entstehung des Sonnensystems. Frühere Analysen des Meteoriten fokussierten jedoch alle auf ausgewählte Atomverbindungen, insbesondere auf Aminosäuren. Von ihnen versprachen sich die Chemiker Hinweise auf die Entstehung des Lebens auf der Erde.
Schmitt-Kopplin vom Helmholtz-Zentrum in München und seine Kollegen wählten nun einen ganz anderen Ansatz: Sie analysierten die Gesamtheit der im Meteoriten vorhandenen Kohlenstoffverbindungen. In drei Proben suchten die Forscher mit Hilfe empfindlicher spektroskopischer Methoden nach organischen Verbindungen. Dabei stießen sie auf über 14.000 verschiedene molekulare Mischungen von Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff, Sauerstoff, Schwefel und Phosphor. Jede dieser Varianten kann im Raum auf unterschiedliche Arten angeordnet sein und ist dann eine andere chemische Substanz, erklären die Wissenschaftler. Daraus ergibt sich, dass der Meteorit wohl mehrere Millionen verschiedene organische Substanzen enthält.
Die Forscher vermuten, dass der Meteorit während der Entstehung des Sonnensystems durch urzeitliche Staubwolken flog und sich dabei mit den organischen Stoffen anreicherte. Wenn die entdeckten Chemikalien nun noch genauer analysiert würden, könnte man auf die zeitliche Abfolge der Entstehung der Moleküle im Meteoriten schließen, so die Forscher.
Philippe Schmitt-Kopplin (Helmholtz-Zentrum, München) et al.: PNAS, doi: 10.1073/pnas.0912157107 ddp/wissenschaft.de – Regula Brassel