Das internationales Astronomenteam hat 20 Jahre an dem System getüftelt – nun wurde ihre Arbeit von Erfolg gekrönt. Das Konzept stellte seine Leitungskraft in Kombination mit dem Magellan-Teleskop in Chile unter Beweis. Die Forscher nennen das System „Magellan Adaptive Optics”, kurz MagAO. „Es war wunderbar zu sehen, wie sich der Nachthimmel schärfer offenbarte als je zuvor”, sagt Projektleiter Laird Clos von der University of Arizona. „Man könnte einen Konvoi von drei Schulbussen verfolgen, der über die Mondoberfläche fährt”, so der Vergleich des Astronomen.
Bisher konnten Teleskope hochauflösende Fotos nur im Infrarot-Bereich des Lichts machen. Im sichtbaren Wellenlängen-Bereich gelang selbst großen Teleskopen nur ein verschwommener Blick ins All. Die neue Kamera des Systems kann hingegen auch im sichtbaren Spektrum arbeiten und somit die Bildinformationen erweitern, was zu schärferen Bildern führt, erklären die Wissenschaftler.
Vibrationen gleichen Stern-Funkeln aus
Die zweite Verbesserung betrifft einen Effekt, den auch der Laie gut kennt: das Funkeln der Sterne. Es entsteht, weil das Sternenlicht durch die turbulenten Luftschichten der Erde zu uns dringt und dabei abgelenkt wird. Gegen diesen Störeinfluss haben die Wissenschaftler einen speziellen Spiegel entwickelt, der tausendmal pro Sekunde vibriert. Auf diese Weise kann er den verwackelnden Effekt der Erdatmosphäre ausgleichen.
Die Wissenschaftler haben mit dem aufgerüsteten Magellan-Teleskop auch bereits interessante Beobachtungen gemacht. Unter anderem gelang ihnen mit MagAO ein Adler-Blick auf ein spannendes Himmelsobjekt im Orion-Nebel: Theta 1 Ori C. Es war bereits bekannt, dass es sich um ein Doppelsternsystem handelt., Doch der Abstand zwischen den beiden Sternen ist so gering, dass bisher kein Teleskop eine Aufnahme machen konnte, die das Paar als zwei Punkte auflöste. Der Abstand zwischen den beiden Sternen entspricht nämlich nur etwa dem zwischen Erde und Uranus. Diese Trennschärfe ist mit dem neuen System nun möglich. Das Team konnte sogar erkennen, wie die beiden Himmelskörper langsam umeinander kreisen. „Bisher war nie direkt sichtbar, dass es in der Tat zwei Sterne sind – nun sind beide klar erkennbar”, sagt Close begeistert. Nun darf man also gespannt sein, was die Forscher zukünftig noch alles entdecken werden – mit dem schärfsten Auge der Erde.