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Wie die Orgelpfeifen

Allgemein

Wie die Orgelpfeifen

Die Königin der Instrumente – so heißt die Orgel zu Recht. Schon von außen sieht sie majestätisch aus: Pfeifen in unterschiedlicher Größe, harmonisch aufgereiht – ein Gesamtkunstwerk. Und wenn sie gespielt wird, entfaltet die Orgel ihre ganze Pracht. Eine Orgel ist in der Tat ein ganz besonderes Instrument, nein: Ein komplettes Orchester mit vielen Instrumenten. Und jedes einzelne Instrument – das man bei der Orgel „Register” nennt – besteht noch einmal aus einer Anzahl von Instrumenten. Denn für jeden einzelnen Ton hat die Orgel eine Pfeife. Jede Pfeife ist also ein primitives Instrument – es kann nur einen Ton in nur einer Klangfarbe spielen. Aber dafür gibt es davon ganz viele. Wenn nur ein Register gezogen wird, entspricht jeder Taste eine Pfeife. In jedem Register gibt es aber so viele Pfeifen wie Tasten auf der Tastatur. Da eine Orgeltastatur in der Regel viereinhalb Oktaven umfasst, sind dies 56 Tasten – für jedes Register! Eine mittlere Orgel mit 20 Registern hat also locker mehr als 2000 Pfeifen. Mit den verschiedenen Registern realisiert der Organist unterschiedliche Klangfarben: den typischen „metallischen” Orgelklang oder einen zarten Flötenklang und so weiter. Der Spieler kann aber auch verschiedene Tonhöhen erreichen, indem er unterschiedliche Register zieht. Manche von ihnen klingen, wenn man die gleichen Tasten drückt, eine Oktave höher als andere. Sie verhalten sich zu den anderen Pfeifen wie eine Frauenstimme zu einer Männerstimme. Und es gibt Register, die eine Oktave tiefer brummeln als die normalen. In welcher Höhe die Pfeifen klingen, kann man an der Bezeichnung für das Register ablesen. Da steht nämlich nicht nur ein Name, wie „Prinzipal” oder „Flauto”, sondern auch noch eine Zahl: 8′, 4′ oder 16′. Das wird „Achtfuß”, „Vierfuß” beziehungsweise „Sechzehnfuß” gesprochen. Damit wird die Länge der größten Pfeife bezeichnet, also der mit dem tiefsten Ton des Registers. Bei einem 8′- Register ist diese etwa 2,40 Meter lang. Wenn man eine Oktave höher kommen will, muss man die Länge halbieren: Von 8′ zu 4′. Will man noch eine Oktave höher, muss man die Länge abermals halbieren: 2′. Es gibt sogar 1′-Register. Spielt man ein solches Register alleine, piepst es in den höchsten Höhen. Kombiniert man dieses Register aber mit einem 8′-Register, ergibt sich ein ausgesprochen pfiffiger Klang. Auch an der Reihe der Pfeifen kann man sehen, wie die Länge mit der Tonhöhe zusammenhängt: Sie beginnt mit der größten Pfeife, dann werden die Pfeifen immer kleiner. Nach 12 Pfeifen sind alle Töne einer Oktave, das heißt von c bis h, erfasst. Die 13. Pfeife ist also der Ton, der genau eine Oktave höher ist als der der längsten Pfeife. Diese Pfeife ist halb so lang wie die erste. Bei einem 1′-Register sind die Pfeifen winzig klein – der höchsten Töne sind nur ein paar Zentimeter groß. Dass die Höhe des Tons mit der Länge der Pfeife zu tun hat, ist eine alte Erkenntnis. Das haben schon Pythagoras und seine Schüler vor etwa 2500 Jahren entdeckt. Eine Oktave entspricht dem Längenverhältnis 2:1. Eine Quinte hat das Längenverhältnis 3:2 und so weiter. Man kann jedes musikalische Intervall, jeden „Klang”, als Verhältnis von Zahlen ausdrücken. Und je reiner der Klang ist, desto einfacher ist das Verhältnis der Zahlen. Diese überwältigende Einsicht führte bei den Pythagoräern zu der Erkenntnis, dass alles in der Welt durch Zahlen und einfache Verhältnisse von Zahlen zu beschreiben ist. Sie sagten radikal und überzeugt: „Alles ist Zahl!” Ob das immer und in jeder Situation zutrifft, kann man bezweifeln. Aber für die Königin der Instrumente stimmt es.

Prof. Albrecht Beutelspacher

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