Das Nachdenken über das Wesen der Zeit verbindet wie kaum ein anderes Problem fast alle wissenschaftlichen Disziplinen. Das spiegelt sich in den beiden Bänden wider, die aus zwei Ringvorlesungen an der TU München 1993 bis 1995 hervorgingen – eine Sammlung von zwei mal sieben Vorträgen namhafter Philosophen, Physiker, Psychologen, Soziologen, Wirtschaftswissenschaftler, Mediziner, Theologen und Politiker, eingeleitet und herausgegeben von Kurt Weis, Professor für Soziologie.
Die Autoren lenken das Augenmerk auf viele neue Aspekte – zum Beispiel wenn Hermann Lübbe, Philosoph an der Universität Zürich, von der Schrumpfung der Zeit schreibt und damit meint, daß Veränderungen immer rascher aufeinander folgen: Man muß heute eine viel kürzere Zeitspanne weit in die Zukunft gehen, um völlig neue Lebensverhältnisse zu erblicken, als noch vor ein paar Jahrzehnten.
Man kann diese umfassende Gedankensammlung nicht einfach durchlesen, sondern die Beschäftigung mit den beiden Büchern ist ein intellektuelles Vergnügen auf hohem Niveau. Für mich gehören sie inzwischen zum ständigen Begleiter: Bei langen Bahnfahrten oder an verregneten Wochenenden gönne ich mir das Vergnügen, an klugen Gedanken darüber teilzuhaben, was Zeit ist.
Wolfram Knapp