Doch wir kamen noch zu unserer Anlandung. Ein weiterer Eisbär lag zwar in Sichtweite herum, aber für ein paar Augenblicke festen Ufers sollte es reichen. Denn wegen des normalerweise beständig miesen Wetters und der örtlichen Eisbärschaft stattet Kvitoya kaum jemand mal einen Besuch ab. Es gebot sozusagen die Höflichkeit, mal “Hallo” zu sagen und unser “Killroy was here” in den Sand zu kratzen.
Weiter, wieder aufs Schiff, schließlich wollten wir noch zum Austfonna-Gletschers. Und das ist ein Stück von Kvitoya…
Allerdings hatten wir die Rechnung ohne den Wal gemacht. Oder vielmehr: ohne die Wale. Denn plötzlich waren sie da. Erst eine Finne, ein Buckelwal, noch einer. Und noch einer. Am Horizont beinahe einer neben dem anderen. Ihr Blas zeichnete sich gegen den Himmel ab. Lauter kleine Dampfsäulen, die kurz in der Luft hingen und dann vom Wind verweht wurden, bis ihre Urheber wieder Luft holen mussten.
Aber das war längst nicht alles: Ein Buckelwal trieb sich eine ganze Weile vor der Quest herum. Immer wieder durchpflügte er mit seinem offenen Maul die See, um Futter zu filtrieren. Dabei legte er seinen Kopf schief und gab uns allerhand interessante Einblicke in seinen Mundraum. Die Barten waren wunderbar zu sehen, genauso wie sein Gaumen. Manchmal schien es, als blinzelte er uns zu. Freundlicherweise war er mal auf Steuerbord, mal auf Backbord, mal gegen die Sonne, mal mit der Sonne. Das Klicken der Kameras vollführte ähnliche Wellen wie das Erscheinen des riesigen Schlundes.
Und auch das sollte noch nicht reichen. Zwergwale passierten uns, Finnwale und immer wieder Buckelwale. Es ging soweit, dass das Schiff immer von rechts nach links schwankte, weil alle mit ihren Fotoapparaten die Schiffsseite wechselten, um den Walen auf die Fluke zu schauen. “Besoffen vom Fotografieren”, nannte das unser Naturfotograf.
Abends erreichten wir den Austfonna. Jetzt ist es dunkel.
Bilder: Peter Laufmann