24 konzeptuelle Gärten sind also rund um das Schloss entstanden, darunter viele erwartbare, wie „Un paysage à goûter”, ein besserer Gemüsegarten, aber auch überraschende wie „La Jetée”, in dem die Künstler Dutzende von runden, auf Stöcke montierten Spiegeln ins Gras gesteckt haben, die dem Besucher die umgebende Natur aus zahllosen Blickwinkeln widerspiegeln.
M it ganz besonderem Esprit aber haben die Französinnen Claire Munier und Marine Pugin das Motto „Les Jardins des Sensations” angepackt: Statt des üblichen Friede-Freude-Eierkuchen-Breis aus Sinn und Sinnlichkeit widmen sie sich den aggressiven Potentialen des Gartens. Lenken den Blick – augenzwinkernd – auf die massiven Verteidungskämpfe und die strategisch ausgefeilten Eroberungsfeldzüge der Pflanzen.
So heißt das von Munier und Pugin angelegte Gartenstück (es ist die Nr.16; siehe Foto links) auch nicht „Was sich liebt, das neckt sich”, sondern: „Qui s’y frotte, s’y pique!” „Wer sich reibt, der sticht sich”.
Hier ihre Konzeptbeschreibung in der deutschen Übersetzung: „Der Garten ist ein Ort, an dem unsere Sinne ganz wach und offen sind, für das Gute, aber auch für das Schlechte …
Es wäre falsch zu glauben, dass ein Garten ausschließlich ein Ort des Vergnügens wäre. Täglich ist er Schauplatz einer gnadenlose Schlacht: da wird zersplittert, selektioniert, getötet, entwurzelt. Er ist ein Minenfeld, wo veritable kleine Pestbeulen völlig ungestraft unsere Sinne attackieren. Da gibt es solche, die unseren Geruchssinn ärgern, solche, die etwas allzu anhänglich sind und welche, die uns zurückstoßen. Es gibt die Pelzigen, die Stinkenden, die Schwitzenden, die Furzenden, die Stechenden und die Hässlichen.
Gestählte Kämpfer und feine Strategen – diese Pflanzen haben ein leistungsfähiges Waffenarsenal ausgebildet, um sich im Garten den Platz ihrer Wahl zu erkämpfen. Wir schlagen darum unserem Publikum vor, hier einmal die Waffen zu strecken, die weiße Fahne zu hissen und sich die Zeit zu nehmen, das pflanzliche Genie zu bewundern und die hochentwickelten Verteidigungstechniken dieser Quälgeister zu bewundern.
Dort etwa eine marschierende Armee, bereit, neue Lebensräume zu erobern (ein brachliegendes Gelände, die Böschungen neben der Straße oder den Erdboden der schönsten Gärten). Die Pflanzen drängen vorwärts, dem Besucher entgegen. Weiter hinten stacheln die Wachsoldaten die aufrührerische Gruppe auf, das Bajonette im Anschlag, in engen Reihen aufgestellt und feierlich in ihren schwarzen Uniformen. Man zählt fünf Einheiten solide bewaffneter Soldaten, die sich dranmachen, mit unserem Tast-, Geruchs-, Geschmacks-, Hör- und Sehsinn zusammenzustoßen.
Die “Frontsoldaten” werden nicht fallen!
Wer sich ihnen entgegenstellt, wer sich an ihnen reibt, wird sich dran stechen – und wird sich darüber amüsieren!”
Anmerkung
Bis zum 20. Oktober 2013 läuft das internationale Gartenfestival auf der Domaine de Chaumont-sur-Loire (Loir-et-Cher).
Tel. (0033) (0) 2 54 20 99 22.
Eintritt: 11 Euro. www.domaine-chaumont.fr
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Alle Fotos: ® E.SANDER