Ein einfacher Urintest kann Patienten mit einem künstlichen Knie- oder Hüftgelenk vielleicht bald die Röntgenuntersuchungen ersparen, bei denen kontrolliert wird, ob die Prothese noch festsitzt.
Röntgen ist mit einer Strahlenbelastung verbunden und nicht immer zuverlässig. “Auch wenn die Patienten schon über Schmerzen klagen, sehen wir oft erst Monate später, daß das Implantat locker ist”, beschreibt Dr. Ulrich Schneider von der Orthopädischen Universitätsklinik Heidelberg das Dilemma. Die Knochen sind dann häufig schon so geschädigt, daß ein erneuter Ersatz schwierig wird.
Schneider erprobt zur Zeit einen Urintest als alternatives Nachweisverfahren für lockere Prothesen. Schlecht sitzende Implantate führen zu einem Abbau des Knochens, seine Reste sammeln sich im Urin. Es sind die Moleküle Deoxypyridinolin und sogenannte N-Telopeptide, die dem Knochen Festigkeit verleihen. “Die Methode ist an mehr als 600 Patienten getestet worden und hat sich als zuverlässig erwiesen”, sagt der Orthopäde. “Vor allem zeigt sie früher an als Röntgenaufnahmen, ob ein Implantat sich löst.”
Der Heidelberger Forscher hofft verhindern zu können, daß leichte Lockerungen schlimmer werden. “Wenn wir rechtzeitig Medikamente geben, die die Knochenauflösung hemmen und Entzündungen stoppen, läßt sich der Prozeß vielleicht aufhalten. Damit könnte man dem Patienten eine weitere Operation, bei der die Prothese ausgewechselt oder neu befestigt werden müßte, im besten Fall ersparen, zumindest aber hinauszögern.” In Tierversuchen habe sich die Strategie schon bewährt.
Nicola Siegmund-Schultze