Die erste bild der wissenschaft-Leserreise, die ich als Chefredakteurin erlebt habe, führte nach Namibia. Wir kamen an einem Sonntagmorgen in Windhoek an und waren gleich am Nachmittag zu einem Besuch bei der Wissenschaftlichen Gesellschaft eingeladen. Ein Physiker der örtlichen Universität, eine Paläontologin vom geowissenschaftlichen Museum, ein Agrarwissenschaftler und andere mehr erzählten von ihrer Arbeit und stellten uns Namibia aus wissenschaftlicher Perspektive vor. Es gab Kaffee mit Selbstgebackenem und interessante persönliche Begegnungen. Diese Verbindung mit der weltweiten Wissenschaftsgemeinschaft ist eines der Kennzeichen unserer bild der wissenschaft-Leserreisen.
Die Wissenschaftler vor Ort freuen sich meist sehr über den Besuch aus Deutschland, manchmal ist es sogar ein persönliches Treffen unter Kollegen. So etwa in Athen. Als wir dort unter dem Motto „Auf den Spuren Heinrich Schliemanns“ die Gennadius Bibliothek besuchten, wurde unsere wissenschaftliche Begleiterin Leoni Hellmayr von der Bibliotheksleiterin herzlichst begrüßt. Denn als die Archäologin Hellmayr im Jahr zuvor ihr Buch über Schliemann ge- schrieben hatte, waren schon einige Mails hin und her gegangen. Wir wurden in ein separates Zimmer geführt, wo eine wissenschaftliche Mitarbeiterin extra für uns einige Schätze aus Schliemanns schriftlichem Nachlass ausgebreitet hatte. Die originale, von der türkischen Behörde ausgestellte, Grabungsgenehmigung für Troja in die Hand nehmen zu dürfen – es war ein kleiner, handschriftlich recht schief beschriebener, Zettel mit einem Stempel darauf – erzeugte kurz ein Gänsehautgefühl. Solche Momente gehören auch zu unseren Leserreisen.
Doch zurück nach Namibia. Dort packte unser wissenschaftlicher Begleiter Dr. Klaus Jäger vom Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg am Abend sein mitgebrachtes Equipement aus und gab uns eine Einführung in den südafrikanischen Sternenhimmel und speziell ins Thema Astrofotografie. Einige Nächte später schauten wir auf einer Astrofarm mit mehreren Teleskopen selbst ins All. Als unser namibischer Busfahrer zu uns stieß, widmeten wir uns gerade dem Saturn – für ihn eine neue Welt. Für viele Reiseteilnehmer ist Astronomie dagegen ein Hobby. Seit Jahren reisen wir entsprechend gerne zu Orten, an denen eine Sonnenfinsternis zu sehen ist, etwa nach Australien oder kürzlich nach Mexiko und besuchen dortige Observatorien. Ein anderes Reisethema ist Technologie, und die liegt gelegentlich sogar vor der Haustür. So gab es im letzten Jahr eine „Energiereise“ in Deutschland zur Frage, wo und wie die vielbeschworene Energiewende umgesetzt wird.
Und auch hier: Als ein vortragender Experte feststellte, welch kundige Zuhörer er vor sich hatte, wurden aus geplanten 60 Minuten über zwei Stunden „Fachgespräch“. Und natürlich kommen auch die touristischen Highlights nicht zu kurz. In Namibia etwa sahen wir im Etosha-Nationalpark sogar Löwen. In der Namib-Wüste erklommen wir eine Düne und bei einer Fahrt aufs Meer probierten wir namibische Austern. Aktuelle Termine und Ziele der Leserreisen finden Sie hier.
ANDREA STEGEMANN, Chefredakteurin