Im Projekt “Se@CampHHN” standen konkret zwei Einsatzmöglichkeiten von Segways im Fokus: Im Verlauf von zwei Jahren untersuchten Forscher der Hochschule Heilbronn, ob, wann und wie sich die Elektromobile im Verkehr auf dem Campus und im Werksverkehr des industriellen Projektpartners ZEAG Energie AG lohnen. Kriterien wie Distanz, Transportmöglichkeiten und Zeit spielten eine Rolle bei der Einschätzung, ob ein Segway wirtschaftlicher eingesetzt werden kann als beispielsweise ein Auto oder Lasten- und Cargo-Räder.
Segways punkten auf kurzen Strecken
Das Fazit der Forscher lautet: Firmen und Einrichtungen können Kosten sparen, wenn sie Segways einsetzen. Auf kurzen Strecken (0,5 bis 2,5 Kilometer), beispielsweise durch die Innenstadt, bietet das Segway deutliche Vorteile. Mit dem kleinen und wendigen Gefährt kann man elegant und flott Strecken mit vielen Hindernissen durchqueren. Das Segway eignet sich dadurch besonders für Überwachungs- und Kontrollfahrten. Davon profitieren in Heilbronn nun schon Mitarbeiter des Ordnungsamts, berichten die Forscher. Vor allem ist auch die sogenannte Rüstzeit – die Zeit, bis man tatsächlich losfahren kann – beim Segway im Vergleich zu einem Auto deutlicher kürzer. Ebenso ist die Abstellzeit geringer – eine möglicherweise umständliche Parkplatzsuche entfällt.
Auch wenn der Transport einer Person mit Gepäckstücken im Vordergrund steht, kann der Segway eine clevere Wahl sein. Lasten- und Cargo-Räder sind zwar besser geeignet, um sperrige und schwere Gegenstände zu transportieren. Beide Transportmittel lassen sich allerdings nur schwer manövrieren und erfordern geübte Fahrer. Vor allem eine Kurvenfahrt mit einem Lastendreirad ist schwierig. Der Segway ist viel wendiger und kann deshalb unproblematisch in Gebäuden oder Fußgängerzonen eingesetzt werden, sagen die Forscher.
Innovatives Gepäckträgersystem
Neben der Möglichkeit, einen Koffer am Lenker zu befestigen, gibt es den Segway auch schon mit Transport-Zubehör – mit einem Kasten-Set, das auf den Rädern montiert wird. Allerdings wird das Gefährt dadurch so breit, dass es nicht in einen herkömmlichen Aufzug oder durch bestimmte Türen passt. Mit diesem Problem haben sich die Heilbronner Forscher im Rahmen des Projekts sogar technisch auseinandergesetzt: Team-Mitglied Michael Schneichel hat den Prototypen eines neuartiges Gepäckträgersystems entwickelt, das weniger sperrig ist.
Positiv äußert man sich auch im Wirtschaftsministerium Baden-Württembergs, das das Forschungsprojekt gefördert hat: “Die Ergebnisse des Projekts Se@CampHHN zeigen, welch großes, heute noch ungenutztes Potenzial in Transportfahrten durch gebäudegängige, zweirädrige und selbstbalancierende Elektroleichtkleinnutzfahrzeuge steckt”, resümiert Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut. Ein Nachteil des Segways ist allerdings noch der hohe Kaufpreis von etwa 8.000 Euro, räumen die Forscher ein. Doch wenn das System mehr und mehr in Mode kommt, werden ihnen zufolge auch sicherlich die Preise sinken.